Reaper hat bekanntermaßen einige gute Effekte an Bord. Mal angenommen man nutzt eine kostenlose DAW, die von Haus aus eher spärlich mit Effekten ausgestattet ist, wie z.B. Waveform Free, dann könnte man sich die ReaPlugs VST FX Suite auf die Festplatte kopieren.
Die Vorteile: Die Effekte sind komplett kostenlos und man hat mit ReaJS auch die Möglichkeit eigene Effekte zu programmieren oder etliche weitere JSFX-Plugins zu nutzen. Einziger Nachteil: Die ReaPlugs gibt es nur für das Microsoft Betriebssystem. Aber von vorne…
Die Effekte
Insgesamt besteht die FX Suite aus 9 verschiedenen Plugins. Darunter sind grundlegende Effekte zum Mischen, wie EQ, Compressor, Multiband Compressor, Delay und ein Gate. Zusätzlich gibt es einen FFT basierten Prozessor, ein Streaming Plugin um Audio oder Midi zwischen unterschiedlichen Rechner zu streamen, einen Midi Controller und ReaJS, zum Programmieren eigener JSFX. Zusätzlich sind schon etliche JS Plugins mit dabei, sie ebenfalls einen großen Bereich an Anwendungen abdecken.
ReaEQ
Ein Equalizer mit unendlich vielen Bändern (Nach 60 habe ich aufgehört auf „Add band“ zu klicken …). Standardmäßig sind 4 Bänder eingestellt, aber man kann weitere Bänder hinzufügen. Des Weiteren kann man pro Band den Typ einstellen (High Pass, Lo Pass, Shelf, Notch, etc…) und Frequenz, Gain und Bandbreite (oct).
Über das GUI der Reaper Effekte haben sich schon viele gestritten. Macht keinen Sinn. Der EQ ist einfach aufgebaut, leicht verständlich und bietet ausreichend visuelles Feedback.
ReaComp
Der Compressor bietet alles, was ein Compressor so benötigt. Meistens benutzt man ihn um Lautstärken-Unterschiede einer Aufnahme auszugleichen. Oder man setzt ihn ein, um die allgemeine Lautstärke einer Aufnahme zu erhöhen oder abzusenken.
Besonders hilfreich finde ich hier den Pre-Comp Regler, mit dem man einstellen kann wieviele Millisekunden vor dem eigentlichen Treshold der Compressor schon arbeiten soll. Außerdem kann man noch einen Limiter vor das Ausgangssignal schalten.
ReaXComp
ReaXComp ist ein Multiband Compressor. Auch hier könnte man unendlich viele Bänder hinzufügen. Standardmäßig sind 4 Bänder voreingestellt. Also funktioniert er quasi wie der ReaComp, nur ist halt für jeden eingestellten Frequenzbereich ein eigener ReaComp vorhanden.
ReaDelay
ReaDelay fügt einer Aufnahme ein verzögertes Signal hinzu. Es gibt vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für einen Delay-Effekt. Ob man nun ein paar Millisekunden einer Gesangsaufnahme verzögert, um sie größer wirken zu lassen oder ein Echo auf einen Percussion-Track anwendet.
Dieses Delay verfügt außerdem über die Möglichkeit unendlich viele Tabs hinzuzufügen und somit verschiedene Delay-Effekte gleichzeitig einzustellen. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.
ReaFir
ReaFir kann mehrere Sachen: EQ, Compressor, Gate, Convolve L/R und Subtract. Man kann immer nur eine dieser Funktionen gleichzeitig nutzen. Den größten Bereich des Plugin-Fensters nimmt der Frequenz-Analyse-Bereich ein, in den man auch die gewünschte Parameterkurve einzeichnen kann.
Diese Parameterkurve hat in den verschiedenen Modi natürlich auch verschiedene Aufgaben. Wenn man ReaFir als EQ betreibt, dann stellt man mit der Parameterkurve natürlich die Verstärkung und Verringerung der einzelnen Frequenzen ein. Im Compressor Modus funktioniert ReaFir wie ein Multiband Compressor und mit der Parameterkurve kann man sehr genau einstellen, welche Frequenzen komprimiert werden sollen. Die Kurve dient als Treshold.
Es lohnt sich, mal einen genaueren Blick auf dieses Plugin zu werfen.
ReaGate
ReaGate ist ein Noise Gate, mit dem man Signale ausblenden kann, die unter einem bestimmten Treshold bleiben. Genauso wie beim Compressor gibt es hier die Möglichkeit ein externes Signal einzuspeisen (Detector Input) und das Gate somit mit dem Audiosignal eines anderen Tracks zu steuern.
ReaStream
ReaStream ist jetzt nicht wirklich ein Effekt-Plugin. Es unterstützt die Übertragung von Audio oder Midi zwischen verschiedenen Computern über ein Netzwerk.
ReaControlMIDI
ReaControlMIDI wird auf Tracks mit Midi-Daten eingesetzt. Es kann MIDI Control Messages erzeugen und kontrollieren.
ReaJS
Ok, hier kommen wir nun zu meinem absoluten Lieblings-Plugin. ReaJS ermöglicht es eigene Plugins (JSFX) zu schreiben oder verschiedene JSFX anderer Entwickler zu nutzen.
Cockos hat bereits vor 16 Jahren im Jahr 2004 begonnen, an den sogenannten JSFX zu arbeiten. Damals gab es Reaper noch gar nicht und das Ziel war es, ein Softwaresystem zu entwickeln, mit dem man einen minimalen Rechner – verpackt in einem entsprechenden Gehäuse – auf der Bühne als Live-Effekt nutzen konnte. Zu der Zeit hieß das Ganze noch JesuSonic (daher das JS in JSFX).
Glücklicherweise hat Cockos sich dann doch für den reinen Software-Weg entschieden und sich auf die Entwicklung einer Mehrspur-Recording-Software konzentriert. Reaper war geboren und die JSFX sind weiterhin ein Bestandteil dieser Software.
JSFX ist eine in Reaper integrierte Programmierumgebung für Audio- oder Midi-Effekte. Man hat die Möglichkeit eigene vektorbasierte UIs zu entwickeln und somit auch die Möglichkeit, spezielle Analysetools zu bauen. Mithilfe der ReaPlugs VST Suite hat man mit ReaJS diese Programmierumgebung nun auch außerhalb von Reaper.
Im Grunde sind JSFX einfache Textdateien, die in Reaper zum Leben erweckt werden. Man benutzt sie genauso wie VST/AU – Plugins und zieht sie einfach auf einen Track. Da JSFX immer in Textform vorliegen, kann man auch bereits in Reaper integrierte Effekte leicht editieren und eventuell erweitern oder ändern.
JSFX werden in der Programmiersprache EEL2 geschrieben, während man ReaScripts zusätzlich neben EEL2 auch in LUA (wird auch zum Scripten von Renoise benutzt) oder Python programmieren könnte.
Es gibt mehrere Möglichkeiten einen JSFX zu schreiben. Also … natürlich gibt es mehrere Möglichkeiten einen Effekt zu schreiben, genau genommen sogar unendlich viele Möglichkeiten. Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass es mehrere Möglichkeiten gibt einen neuen Effekt zu beginnen. Zum einen kann ich irgendeinen JSFX öffnen und dann oben rechts den EDIT
Button anklicken.
Als nächstes öffnet sich dann der interne Editor und man könnte nun den vorhandenen Code einfach löschen, den Effekt dann unter einem eigenen Namen speichern und mit dem Programmieren beginnen.
Ich will an dieser Stelle aber nicht zu tief in die Materie einsteigen, das könnte man eventuell noch an einer anderen Stelle machen. Die ReaPlugs sind mittlerweile über 4 Jahre alt und nicht weiterentwickelt worden, wieso auch, wenn ich mir einen Tubescreamer aus den 80ern kaufe, freue ich mich auch wie ein Wahnsinniger, obwohl dieser schon fast 40 Jahre nicht mehr erweitert wurde.
Sie sind kostenlos und machen einen guten Job. Obwohl ich mir sicher bin, dass die meisten Computermusiker schon über eine Sammlung an Mixtools verfügen. Ich persönlich freue mich am meisten über die Möglichkeiten von ReaJS und die Tatsache diese nun auch außerhalb von Reaper nutzen zu können…
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