Wie angekündigt veröffentlicht Tracktion nun ihre aktuelle DAW als freie Version. Gegenüber der kostenpflichtigen Waveform 11 Version fehlen der freien DAW ein paar Plugins, aber das Fundament ist das gleiche (einen detaillierten Vergleich findet man hier). Tracktion Waveform 11 Free ist eine vollwertige DAW, die keinen Cent kostet, genau wie auch schon Tracktion T7.

Tracktion Waveform 11 Free

Seit drei Tagen ist die freie Version der Waveform 11 DAW nun auf den Webseiten von Tracktion verfügbar. Der Download ist für Windows knapp 120MB groß und ist ruckzuck installiert. Selbstverständlich muss man sich für den Download und auch um die freie Lizenz freizuschalten, bei Tracktion auf den Seiten registrieren.

Zusätzlich zur DAW bekommt man den 4OSC Synthesizer und den Micro Drum Sampler (eine abgespeckte Version des Drum Samplers):

4OSC und Micro Drum Sampler

Es gibt auch noch den simplen (sehr simplen) Standardsampler aus Tracktion T7, aber den kann man nur über das Plugin Rack aufrufen (Preset: Sampler Rack). Seltsamerweise taucht der nicht in der Liste der Instrumente auf. Aber es ist nicht schade drum 😉

Außerdem gibt es wieder eine kleine Sammlung essentieller Effektplugins zum Mischen: Volume & Pan, 4-Band EQ, Reverb, Delay, Chorus, Phaser, Kompressor, Pitch Shifter, Filter und Midi-Modifier. Zusätzlich sind wieder ein paar nützliche Tools dabei: Pegelanzeige, Midi Patch Bay, Patch Bay, Aux Send, Aux Return, Text, Einfriepunkt, Rewire und Insert.

Die wichtigsten Änderungen gegenüber Tracktion T7

Während bei T7 die Piano Roll nur inline, d.h. direkt in der jeweiligen Spur im Arrangement editiert werden konnte, gibt es jetzt eine externe Piano-Roll. Das macht das Editieren auf jeden Fall einfacher, auch wenn die Funktionen des Editors recht fundamental sind. Nichtsdestotrotz eine Verbesserung!

Piano Roll …

Des Weiteren gibt es endlich einen Mixer! Ich bin nicht anspruchsvoll, ich hatte mich schon ein wenig daran gewöhnt, die Standardfader auf der rechten Seite der Tracks zum Mischen zu benutzen, aber jetzt gibt es tatsächlich einen Mixer, auch in der Free Version.

Der Mixer – genau wie auch die Piano Roll – kann auch vom Hauptfenster der DAW gelöst werden, um ihn eventuell auf einem zweiten Monitor zu platzieren. Wie auch in anderen DAWs kann das Layout des Mixers in gewissen Grenzen an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden.

Ein waschechter Mixer!

Insgesamt wirkt das GUI etwas moderner und man hat auch etwas mehr Auswahl bei der Darstellung der Farben. Wie gesagt, das Ganze ist komplett kostenlos. Waveform ist nicht die einzige DAW, die kostenlos ist.

Unter Windows gibt es z.B. noch Bandlab Cakewalk. Diese DAW kostet auch nichts und bietet auf jeden Fall mehr Features als Tracktion’s freie Software. Ich finde Cakewalk aber zu überladen und hatte gleich in der ersten halben Stunde mehrere Abstürze. Aber das kann natürlich an meinem System liegen! Cakewalk ist auf jeden Fall einen Blick wert.

Da Waveform’s Auswahl an Instrumenten und Effekten eher rudimentär ist, möchte ich im Folgenden mein Windows Setup vorstellen. Es handelt sich hierbei nur um kostenlose Software.

Mein persönliches Setup

Als erstes empfehle ich ohne Abstriche das kostenlose MFreeFXBundle von Melda Production. Dieses Bundle umfasst 37 Effekte und Tools, die so ziemlich alles abdecken, was man sich zum Mischen und kreativ Editieren wünschen kann. Das Bundle beinhaltet einen hervorragenden EQ, eine algorithmischen Reverb und einen kleinen Convolution Reverb, mit einer Auswahl an gut klingenden Impulse Responses.

Außerdem enthält die Sammlung einen Tuner und ein Oscilloscope … sehr nützlich. Wie gesagt, die Sammlung kostet nichts und ich kann sie nur empfehlen.

Meine zweite Empfehlung ist ein natürlich ein Sampler. In der Vergangenheit habe ich immer den TX16Wx benutzt, allerdings ist die GUI wirklich „anstrengend“. Unter Windows hat man etwas mehr Auswahl an freien Samplern, als unter MacOS oder Linux.

Deshalb empfehle ich Grace von One Small Clue. Grace ist einfach zu bedienen, braucht nicht viel Systemresourcen und bietet einige nette Features, wie mehrere Filter und Envelopes, LFOs und Step Sequencer, SFZ Support! und man kann sich sogar eine 250MB große Patch Library frei herunterladen, die ein paar nette Synth- und Drum Machine – Patches enthält.

Grace Sampler

Ein weiterer komplett kostenloser Klangerzeuger ist Surge. Surge wurde damals von einem der Bitwig Entwickler programmiert. Mittlerweile ist das Projekt Open Source und wird von der Community gepflegt und auch weiterentwickelt.

Surge ist ein mächtiger Synthesizer, der auf den ersten Blick etwas „unfertig“ aussieht. Man darf sich aber von der Fassade nicht abschrecken lassen. Viel mehr Synthesizer braucht man eigentlich gar nicht.

Surge

Jetzt bleibt eigentlich nur noch eine Empfehlung … diese macht die anderen fast schon überflüssig, denn das VCV Rack bietet mittlerweile eine so umfangreiche Auswahl an Modulen, dass kein Wunsch mehr unerfüllt bleibt. Ob als Klangerzeuger oder Effektboard, VCV Rack kann im Grunde alles. Allerdings ist die Version 2.0 noch nicht veröffentlicht und es gibt das Rack noch nicht als VST-Plugin, aber auch unter Windows kann man mithilfe des alten Bridge-Plugins und einem virtuellen VST-Bus den modularen Synthesizer komplett in jeder DAW nutzen!

VCV Rack – modulares Eldorado!

Mehr ist bei mir nicht installiert zur Zeit. Mit diesem kostenlosen Setup habe ich mehr Möglichkeiten der Klangerzeugung und -verbiegung, als mir lieb sein sollte. Es ist natürlich nicht jedermanns Sache mit einem modularen Synthesizer oder einem virtuellen Midi Bus zu hantieren, aber ich mag es nun mal nicht, wenn mir kreative Aufgaben komplett aus der Hand genommen werden … 😉 Also los jetzt, schnell Waveform 11 Free herunterladen, bevor Tracktion sich das nochmal anders überlegt.