Field Recordings sind im Grunde Aufnahmen, die nicht im Recording Studio gemacht werden, also weder von Instrumenten in perfekter Umgebung, noch von irgendwelchen synthetischen Spielereien mit der DAW. Heute gibt es ganz verschiedene Beweggründe Aufnahmen in der Natur oder urbanen Umgebung anzufertigen. Während die einen rein wissenschaftlich interessiert sind, haben die anderen vielleicht eher esoterische oder geschichtliche Beweggründe. Zu guter Letzt gibt es da dann noch die Musiker, die mit organischen Klängen versuchen, ihre elektronische Musik ein wenig mehr Leben einzuhauchen.

Während Field Recordings früher eher denen vorbehalten war, die sich das teure Recording Equipment leisten konnten, hat sich das heute natürlich komplett geändert. Fast jeder hat ein Smartphone in der Tasche und kann somit überall sofort irgendetwas in Ton und Bild festhalten.

Es ist heute auch nichts Besonderes mehr, wenn man Sounds aus der ganz normalen Umgebung des Alltags aufnimmt und in die Musik einbaut. Viele Geräusche haben sich in diversen Genres schon so etabliert, dass eine ganze Schar von Produzenten ganz obligatorisch zu den gleichen Sounds greift.

Aber egal, wie ausgelutscht manche Sounds mittlerweile sind, das eigentliche Anfertigen von Field Recordings hilft die Umgebung besser wahrzunehmen oder diese überhaupt mal wieder wahrzunehmen. Sie helfen vielleicht auch dabei, die Musik mit anderen Augen zu sehen und frischen Wind in die Musikproduktion zu bringen. Aber natürlich ist die Musik nur ein ganz kleiner Bereich des Themas Field Recording. Es gibt es noch andere Medien, die viel mehr natürliche Sounds benötigen, wenn man nur an die stetig wachsende Videospiele-Industrie denkt, oder auch an Film, Fernsehen & Internet Videos oder Podcasts.

Eine kurze Geschichte…

Und mit kurz meine ich tatsächlich kurz. Wenn man bedenkt, wie lange es schon visuelle Dokumente aus der Vergangenheit gibt, dann ist die Geschichte der Tonaufnahme verdammt kurz.

Ludwig Koch soll einer der ersten gewesen sein, der Aufnahmen eines Vogel in der Natur aufgenommen hat. Damals gab es noch keine digitalen Geräte und das Tonband war auch noch nicht erfunden. Er fertigte diese Aufnahmen 1889 an und musste sich daher mit einem Phonographen begnügen.

Anfang des 20. Jahrhunderts (1913-1930), entdeckte Luigi Russolo den Klang der Industrie und des Krieges und nutzte seine Aufnahmen als experimentelle Instrumente. Ab 1940 prägte Pierre Schaeffer dann den Begriff Musique Concrète, der eben genau diese Experimente mit Field Recordings, Soundeffekten und Musik beschreibt.

Schaeffer wurde somit Urvater des Samplings, weil er der Erste war, der Aufnahmen außerhalb des Studios zerschnitt, in Schleifen und rückwärts ablaufen ließ und in Musik verwandelte, die herzlich wenig mit der traditionellen Komposition zu tun hatte.

Ich denke die berühmteste Unterrichtsstunde im Zuhören hat wohl John Cage 1952 abgehalten. In diesem Jahr wurde sein Stück 4’33“ zum ersten mal aufgeführt und hinterließ überwiegend verwunderte und empörte Zuhörer.

Während der ganzen Aufführung spielte der Pianist nicht einen einzigen Ton. Das einzige, was man während dieses stillen Musikstücks hören konnte, waren die allgemeinen Geräusche im Raum und die Geräusche, die der Pianist machte, als er sich hinsetzte, das Klavier aufklappte und wieder schloss.

Seitdem hat sich die Technologie gewandelt und Aufnahmegeräte passen in die Hosentasche. Der bekannte Field Recordist Chris Watson, der auch die Gruppe Cabaret Voltaire gegründet hat, findet diesen Umstand hervorragend. Watson ist mittlerweile einer der bekanntesten Field Recorder und dokumentiert Naturphänomen auf der ganzen Welt.

Chris Watson ist besessen von Sound und er liebt die unterschiedlichen Umgebungen und dessen Klänge auf unserer Erde. Mit seinen Veröffentlichungen ist er das perfekte Bindeglied zwischen Field Recording, Musique Concrète und der britischen elektronischen Musik-Avantgarde…