Frederik Siepe hat kürzlich unter dem Namen Wave Warden die Beta Version seines neuen Synthesizers Odin 2 zum kostenlosen Download freigegeben. Ich muss zugeben, dass ich von Odin Version 1 (2016) bis dato noch gar nichts wusste und auch die Seiten von Wave Warden machen noch einen frischen Eindruck.

Den Synth gibt es für Windows / MacOS und auch Linux als 64Bit VST3-Plugin und auch als experimentelles AU-Plugin. Der Download geht fix und das entpackte Plugin zieht man sich einfach in seinen VST3-Ordner. Waveform Free öffnet den Synthesizer schon mal ohne Probleme.

Frederik selber beschreibt sein Werk als einen „Kickass“ Synthesizer mit einer tiefen Synth-Engine und endlosen Modulationsmöglichkeiten. Ok, jetzt wo der Mund wässrig ist, werfen wir mal einen Blick auf das Wunderkind.

Übrigens: Oben rechts gibt es ein Fragezeichen. Wenn man dieses aktiviert bekommt man bei jedem Regler und Knopf des Synthesizers ein Popup als Hilfe angezeigt! Top-Idee. Habe ich leider auch erst nach einer Dreiviertelstunde entdeckt 😀

Die Oszillatoren

In der ersten Reihe kann man sich bis zu drei Oszillatoren aussuchen. Die Auswahl ist beachtlich:

  • AnalogOSC (4 Wellenformen, PW und Drift)
  • WavetableOSC (35! Wavetables, WT-Position plus Modulation dieser)
  • MultiOSC (Mehrere Wavetables gleichzeitig mit Detune und Spread, sowie WT-Position)
  • VectorOSC (hier kann man sich 4 Wellenformen (aus allen verfügbaren) einstellen und diese mit einem XY-Pad mischen)
  • ChiptuneOSC (mit verschiedenen typisch harschen Chiptune Wellenformen, Noise (bitreduziert) und typischen Arpeggiator)
  • FMOSC (hier kann man sich aus allen verfügbaren Wellenformen jeweils einen Carrier und einen Modulator aussuchen und deren Oktave einstellen. Dann kann man mit dem FM Regler die Modulation regeln (Lin oder Exp))
  • PhaseModOSC (Genau wie der FMOSC, halt nur mit Phase Modulation)
  • NoiseOSC (Ziemlich harscher Noise Generator mit HiPass und LoPass Regler)
  • WaveDrawOSC (hier kann man sich mithilfe der Maus eine Wellenform „zeichnen“. Außerdem gibt es einen Oktaven-, Semitone- und Cents-Regler für die Tonhöhe … eigentlich gibt es diese bei jedem Oszillator. Hier sind sie nur nicht beschriftet)
  • ChipDrawOSC (wie WaveDrawOSC nur für Chiptune-Wellenformen)
  • SpecDrawOSC (hier kann man sich wie bei einem additiven Synthesizer die Fundamentale und Harmonischen einer Sinuswellenform einzeichnen … klingt dann wie eine klassische Orgel.

Jeder Oszillator verfügt übrigens auch über einen Reset-Knopf. Wenn dieser eingeschaltet ist, wird bei jeder neuen Note der Oszillator am Anfang der Wellenform gestartet.

Oha, das sind ganze 11! Oszillatoren und ich kann bis zu drei davon mischen. Wenn jetzt noch ein kleiner Sampler dabei gewesen wäre oder wenn man eigene Wavetables importieren hätte können, wäre ich baff gewesen. Aber auch so: Daumen hoch!

Filter und Gain

In der Mitte gibt es zwei Filter und eine Gain-Sektion mit Verzerrer.

Filter und Gain…

Man kann bei diesen ersten beiden Filtern entscheiden, welcher Oszillator durch welchen durchläuft und auch beide in Reihe schalten. Man kann sie aber auch bypassen, dann sieht man die Leitungen der 3 Oszillatoren, wie sie in die Gain-Sektion laufen. Man kann ziemlich knifflige Schaltungen machen, weil man jeden Oszillator individuell durch jeden Strang ein- und abschalten kann.

Die Gain-Abteilung hat zusätzlich zum Gain-Regler einen Wide- und Pan-Drehknopf. Der Pan-Regler kann aber nur das komplette Signal im Stereo Feld platzieren. Ich habe zumindest nicht gefunden, wie man die Oszillatoren individuell pannen kann. Den Verzerrer kann man noch optional hinzuschalten. Für meinen Geschmack klingt dieser aber etwas harsch.

Nach der Verstärker-Einheit kommt dann Filter No. 3. Wo man dann nochmal das summierte Signal filtern könnte. Es gibt übrigens eine nette Auswahl an Filter für alle drei Filter:

  • LowPass 12 bzw. 24 dB/Oct
  • BandPass 12 bzw. 24 dB/Oct
  • HiPass 12 bzw. 24 dB/Oct
  • Oberheim
  • Diode Ladder
  • Korg 35 LP
  • Korg 35 HP
  • Comb Filter
  • Formant Filter
  • Ring Modulator

Da bleibt kein Wunsch offen.

Effekte

Es gibt zusätzlich noch 4 Effekte, durch die man das Signal schicken könnte.

  • Delay
  • Phaser
  • Chorus
  • Flanger

Jeder dieser Effekte bietet dementsprechende Einstellmöglichkeiten und verfügt über einen Dry / Wet Regler. Per Drag and Drop kann man auch die Reihenfolge der Effekte ändern.

Modulation

Die Modulations-Sektion bietet 4 Envelopes und 4 LFOs, sowie ein XY-Pad. Außerdem sind ein Pitch Wheel, Mod Wheel und Glide-Regler vorhanden. Mithilfe der Modulationsmatrix kann man alles so verschalten, wie es einem beliebt. Es gibt einen vorgegebenen LFO für die Amplitude und einen für den Filter.

In der Matrix kann man bis zu 9 Quellen angeben und pro Quelle bis zu 2 Ziele einstellen. Mithilfe von Attenuatoren kann auch die Stärke der Modulation geregelt werden. Als Quelle bzw. Ziel kann wirklich ALLES dienen: Ich kann Oszillator 1 nutzen, um die Tonhöhe von Oszillator 2 zu modulieren oder die Velocity, um die Cutoff-Frequenz von Filter 3 zu modulieren. Dann hat man viel Freiheiten zum Experimentieren…

Fazit

Was soll ich sagen, ladet euch das Ding herunter. Es ist super! Es steckt viel Arbeit in diesem Synthesizer und er ist wirklich tief. Ich konnte bisher keine Fehler feststellen, muss aber zugeben, dass ich auch nur eine Stunde mit ihm gespielt habe. Zurzeit gibt es die Beta als freien Download und ich weiß nicht, was Frederik nach der Betaphase vor hat. Eventuell muss man dann sogar für Odin 2 bezahlen.

Update: Frederik hat mir gestern noch per email versichert, dass Odin 2 auf jeden Fall Freeware bleibt!

Auf den Webseiten ist auch eine Email-Adresse angegeben und man könnte seine eigenen Presets dorthin schicken, die dann eventuell im offiziellen Release eingebunden werden. Außerdem würde der Entwickler sich über entdeckte Fehler freuen und er ist für jegliche Art von Kritik offen. Ich kann nur sage: Gute Arbeit!