Moderne DAWs werden jeden Monat erweitert, verbessert und erneuert. Jede Woche kommt ein neuer Synthesizer auf den Markt, egal ob aus dem Hard- oder Software Lager. Jeden Tag kommen unzählige neue Sample-Libraries dazu und manchmal kommt man nicht zum Musizieren, weil man nicht weiß, wo man anfangen soll.

Updates, Upgrades und Innovationen?

Jeder muss natürlich für sich selbst entscheiden, welche Tools er für seine Musik einsetzt und wie weit er sich auf Updates und Upgrades verläßt und hofft, dass sein Tool die neuesten Features der Konkurrenz ebenfalls schnell einbindet. Ich selbst habe die letzten Monate damit verbracht verschiedenste DAWs ausgiebig zu testen, viel Geld auszugeben und diverse Synthesizer zu erlernen.

Aber im Grunde ist es relativ einfach: Es gibt mittlerweile ausreichend Software für die Musikproduktion, die tatsächlich nichts kostet. Und wenn man seiner Kreativität etwas freien Lauf lässt und die Dinge, die vielleicht gerade jetzt auf dem Schreibtisch um einen herum liegen, in seine Musik einbindet, kann man auch auf gigabytegroße Sample-Libraries verzichten.

Recording Software (DAW)

Zunächst benötigt man etwas, mit dem man seine Ideen festhalten und später ein Arrangement ausarbeiten kann. Seit dem Oktober letzten Jahren hat Tracktion die Version 7 seiner Audio Workstation zum freien Download zur Verfügung gestellt und damit neben Garage Band eine vollständige DAW zum Nulltarif im Angebot. Garage Band sei hier nur nebenbei erwähnt, weil sie nur für den Mac verfügbar ist, während Tracktion T7 auf dem Mac, Linux und Windows läuft.

Aufgeräumt, trotzdem gewöhnungsbedürftig…

Falls man die guten alten Zeiten des 4- oder 8-Spur Recorders vermisst, dem sei vielleicht noch Audacity ans Herz gelegt. Dies ist ein reiner Audio-Mehrspur-Recorder mit diversen Effekten und Funktionen, der zwar den alten Tonband-Recorder im Längen schlägt, aber trotzdem nicht mit virtuellen Instrumenten zusammen arbeitet.

Das GUI sieht etwas altbacken aus, trotzdem ist Audacity nicht zu unterschätzen.

Essentielle Effekte

Was braucht man denn an Effekten? Eine Grundausstattung mit EQ, Kompressor, Verzerrer, Reverb und Delay ist auf jeden Fall ratsam. Alles darüber hinaus ist nett und auch hilfreich, aber nicht unbedingt von Nöten.

Zum einen empfehle ich die freie Effektsammlung von Voxengo, die neben Reverb, Delay und EQ auch einige Tools und einen Amp-Emulator bereithält. Zum Komplettieren der essentiellen Effekte könnte man dann zusätzlich noch das freie Bundle von MeldaProduction herunterladen. Dann hätte man auch einen Kompressor, Saturator, Tremolo, Tuner und diversen anderen nützlichen Krams.

Das Bundle von MeldaProductions verfügt sogar über einen Convolution Reverb

Einige wichtige Instrumente

Ich habe weiter oben zwar davon gesprochen, dass man virtuelle Instrumente nicht unbedingt benötigt, weil man dann irgendwann eventuell anfängt diese zu sammeln anstatt sie zu benutzen … ich weiß wovon ich rede.

Es gibt definitiv ein Instrument, auf dass ich auf keinen Fall verzichten kann, und das ist ein Sampler. Die meisten DAWs – auch Tracktion T7 – verfügen über einen eingebauten Sampler, aber gerade der in T7 ist nicht besonders gut. Ich beispielsweise benötige immer einen Sampler, der auch Multisamples unterstützt, weil ich zumindest so einige reale, akustische Instrumente, wie z.B ein Piano, ein Drumkit und einen Bass einsetze.

Diese drei Instrumente sind in meinen Songs fast immer vertreten und ich besitze sie nicht in real. Es ist natürlich immer besser akustische Instrumente real mit Mikrofonen aufzunehmen, aber manchmal fehlt nunmal das Geld, der Platz und … laut sind sie teilweise auch.

Es gibt eigentlich nur einen VST-MultiSampler, der nix kostet und den ich ausnahmslos empfehlen kann und das ist der TX16Wx Software Sampler. Er ist recht intuitiv zu bedienen, hat alle Features die wichtig sind und kostet nichts. Den zweiten Sampler, den ich empfehlen kann ist der Redux von Renoise, der dann allerdings auch 60 Euro kostet. Alle anderen großen DAWs haben meistens immer einen ausreichend guten Sampler mit an Bord. Herausragend sind hier die Sampler von Bitwig und Ableton.

Der freie TX16Wx Software Sampler…

Ein wirklich gutes Piano, von dem man die Samples frei herunterladen und auch benutzen kann, ist das Salamander Piano von FreePads. Es handelt sich hier um ein Yamaha C5, aufgenommen mit zwei AKG Mikrofonen und verfügbar in 16 Velocity Layern.

Yamaha C5

Und wenn es um ein ein gutes akustisches Schlagzeug geht, empfehle ich schon seit Jahren das Big Mono Kit von Analogue Drums. Für diesen Download muss man sich zwar anmelden und eine email-Adresse hinterlassen, aber ich wurde nie wieder von denen belästigt 😉 Man bekommt hier eine Kontakt Library und die einzelnen Samples. Es ist zwar zuerst etwas mühsam alle Velocity Layers und einzelnen Drums in den Sampler einzupflegen. Die Mühe lohnt aber … und kost‘ nix.

Funky Beat mit dem Big Mono Kit…
Das Big Mono Kit wurde von einem 63er Ludwig Kit gesampled (Quelle: drumdoctors.com)

Zu guter letzt fehlen noch Bass Samples. Es ist nicht so einfach wirklich gute zu finden. Ich habe über den Bedroom Producer Blog (immer eine gute Anlaufstelle für freie Samples und Plugins) die Samples eines Washburn Acoustic Bass gefunden. Mit ein wenig EQ und etwas Overdrive/Saturation kann man etwas Brauchbares davon machen, auch wenn man nur eine Velocity Layer pro Note zur Verfügung hat.

Etwas Percussion plus den Washburn Samples im Sampler…

Falls jemand gar keine Lust hat mit einzelnen Samples seinen Sampler zu füttern, kann er noch kostenlos den freien Kontakt Player von Native Instruments mit der ebenfalls kostenfreien und abgespeckten Factory Library installieren. Dort findet man das Wichtigste an akustischen Instrumenten (Piano, Drums, Bass) und ein paar andere essentielle Sachen. Die Qualität der Samples ist ok und man bekommt dank Kontakt zu jedem Instrument ein nettes GUI zum Bedienen der einzelnen Parameter.

Der freie Kontakt Player kommt mit einer abgespeckten Auswahl an Instrumenten.

Man muss halt aufpassen, dass man nicht in einen Hasenbau fällt und die nächsten Wochen jeden Abend auf der Suche nach guten gesampleten Instrumenten ist. Viel dämlicher kann man seine Abende nicht verbringen. Weniger ist hier wirklich mehr. Am besten man lernt seine DAW auswendig, übt sich im Umgang mit seinen Effekten und probiert viel mit Sounds, die man entweder mit echten Instrumenten einspielt, oder mit Alltagsgegenständen erzeugt … der Kreativität ist hier keine Grenzen gesetzt.

Es kommt natürlich immer auf den eigenen Musikgeschmack und auf die eigenen Ziele an, welche Mittel man einsetzt. Aber ich habe das hier schon des öfteren geschrieben, mit dem Ausprobieren von allen Instrumenten und Tools, die immer wieder neu auf den Markt kommen, kann man zwar den Abend füllen, aber viel weiter bringt es einem auch nicht. Nutzt die Tools, die euch zur Verfügung stehen und ignoriert auch mal aktuelle Trends. Es sind nunmal immer noch die Einschränkungen, die die Kreativität beflügeln…