Ganz einfach, als Student bekommt man 40% Rabatt und von Weihnachten ist noch etwas Geld übrig geblieben 😀 Nee, aber ich habe Version 10 von Ableton Live jetzt drei Tage ausgiebig getestet und sie haben wirklich alles abgeschafft, was mich vorher immer etwas gestört hat.
Was mir schon immer an Ableton Live gefallen hat
Ich habe damals die Version 8 ausgiebig getestet und auch Live 9 lag hier 30 Tage lang auf der Festplatte. Allerdings haben mich immer so Kleinigkeiten gestört. In erster Linie zielt Live sicherlich, wie auch Bitwig, auf den Elektronikmusiker ab. Des weiteren ist Live für den Einsatz auf der Bühne optimiert. Ich falle zur Zeit in keine dieser Kategorien, aber mir gefallen in erster Linie die Effekte und auch einige der Instrumente, insbesondere die Sampler.
Außerdem fällt es mir in Ableton besonders leicht meine Ideen festzuhalten und die Midi- und Audio-Clips zu bearbeiten. Ich weiß nicht, ob es an der spartanischen Oberfläche liegt, oder auch an der wunderbar dargestellten Waveformen von Audio Material, aber hier habe ich mich schon immer wohlgefühlt.
Die Bibliothek der Live Suite gefällt mir von allen Libraries verschiedener DAWs am besten. Ich mag die Mischung aus Elektronik-Frickel Krams und obskuren Noise, sowie die wunderbar gesampleten Akustik-Instrumente (Drums, Streicher, Bläser und Keys). Ich hatte schon immer viel Spaß daran, die mitgelieferten Sounds einzusetzen.
Die nativen Audio Effekte sind gut und breit gefächert. Den Reverb kann ich überall einsetzen, die Delays sind super und der Amp mit Cabinet ist der beste Amp, den man in einer DAW integriert bekommt. Den mag ich sogar noch lieber als den Amp Designer von Logic … an Amplitube kommt er aber nicht ran 😉
Und selbst Nerds kommen bei Ableton auf ihre Kosten – wenn sie denn über die Live Suite verfügen. Stichwort: Max For Live. Max/MSP ist seit der Version 8.1 in Ableton Live integriert. Max ist eine visuelle Programmiersprache, die es einem erlaubt Effekte für Audio und Midi, Synthesizer und allerlei anderer feiner Sachen selbst zu programmieren und in Ableton zu benutzen.
Die Firma Cycling ’74, die hinter der Entwicklung von Max/MSP steht, wurde letztes Jahr im Sommer von Ableton aufgekauft und das Resultat ist nun eine stärkere Einbindung von Max in Live. Während die Nutzung von Max Patches in der Vergangenheit immer sehr zu Lasten der CPU ging, soll in der Version 10 die Integration wesentlich verbessert worden sein und somit viel sparsamer mit den Resourcen des Rechners umgegangen werden.
Wie eingangs schon erwähnt, ist der Sampler in Ableton für mich das Vorbild für jeden Sampler, den man in einer DAW integriert vorfindet. Mir ist bis jetzt keiner begegnet, der dem Ableton Sampler das Wasser reichen kann. In den kleinen User Interface ist soviel Kreatives und Inspirierendes untergebracht, dass man schnell mal in stundenlange Sound-Design Sessions verfällt, ohne es zu merken.
Die Integration eines Oszillators hilft beim Kreieren von skurrilen Sounds, die Filter klingen großartig (es wurden 5 verschiedene Klassiker emuliert) und alle möglichen Modulatoren und Hüllkurven wurden selbstverständlich integriert. Trotz all den Möglichkeiten wirkt die Oberfläche immer noch recht aufgeräumt und wenn man erstmal eine Stunde damit rumgespielt hat, findet man sich bestens zurecht.
Ein für mich nicht unwichtiger Punkt ist die Dokumentation. Ich finde das Handbuch zu Ableton absolut top, die PDF Version genauso wie die Online-HTML-Version. Da Ableton verdammt populär ist, wird man natürlich auch schnell mithilfe einer Google-Suche fündig. Ich lese aber ab und an gerne mal in diversen Handbüchern rum. Wenn man sich z.B. Tracktion ansieht, ist ein Handbuch nicht immer unbedingt selbstverständlich.
Aber mal abgesehen vom Handbuch ist der Online-Auftritt von Ableton sowieso vorbildlich. Ich selbst musste zwar den Support noch nicht kontaktieren, aber allein die Hilfe Sektion auf der Website bietet so einiges.
Und was bringt Ableton Live 10, dass mich zum Wechseln bewegt?
Als aller erstes die Clip-Ansicht in der Arrangement View. Die alte, transparente Darstellung der Clips habe ich gehasst. Für mich wurde damit jedes Arrangement zu einem heillosen Durcheinander. Jetzt sind die Clips komplett mit Farbe ausgefüllt und werden nur so halbwegs durchsichtig, wenn man sie auswählt, was völlig ok ist. Auch wenn man von vielen Seiten hört, dass man sich jetzt ein wenig vorkommt wie in einem Lego Baukasten, ist das für mich tatsächlich die wichtigste Verbesserung.
Auch die Themes sehen jetzt besser aus, was aber Geschmacksache ist. Außerdem finde ich die neue Schriftart etwas angenehmer. Die Track Automation ist jetzt auch viel übersichtlicher geworden. Ein Klick auf das entsprechende Icon und die Automation aller Spuren wird eingeblendet.
Der neue Pedal-Effekt macht sich gut vor dem Amp und auch vor allerlei anderem Zeugs. Er ist einem typischen Gitarren Overdrive/Verzerrer-Fußtreter nachempfunden und macht seine Sache richtig gut.
Der Echo Effekt ist ebenfalls neu und mit allerlei Einstellungsmöglichkeiten äußerst vielseitig. Er lädt zum Herumprobieren und Sound-Design ein. Wie viele der nativen Effekte von Ableton bekommt man hiermit einen schönen Vintagesound hin.
Der neue Drum Buss Effekt kommt wie gerufen. Keine langen Effekt Ketten mehr, um den Drumsound anzufetten. Mit diesem Tool wird das zum Kinderspiel und auch für andere Instrumente lassen sich interessante Ergebnisse erzielen.
Aber ich will hier jetzt auch nicht alle Neuheiten in der Version 10 aufzählen. Dazu gab es in letzter Zeit mehr als genug Beiträge im Netz. Das waren jetzt nur die Sachen, die mir wirklich den letzten Schubser in Richtung Ableton gaben. Auf den neuen Wavetable Synthesizer hätte ich persönlich auch verzichten können, aber es ist natürlich immer gut einige interessante Klangerzeuger an Bord zu haben.
Ebenso die neuen Packs – immer gut einiges an guten Samples, Drum Racks und Instrumenten in der Hinterhand zu haben, aber auf so etwas lege ich nicht primär wert, zumal die Library von Ableton in den älteren Versionen schon bemerkenswert waren. Das viel angepriesene Capture ist auch ein nettes Schmankerl, was die meisten großen DAWs schon ewig dabei haben. Sicherlich hilfreich in einigen Situationen, für mich aber kein Game-Changer.
Da ich immer mal wieder mit Gitarren und Vocals arbeite, wäre auch hier Comping von Vorteil. Aber ebenso wie in Bitwig gibt es dies auch in der neuen Version nicht. Kann ich mit leben. Ein weitere Minuspunkt ist definitiv der Preis. Die Live Suite kostet mal eben knapp 600 Euro, allerdings kostet mich die Studentenversion 40% weniger, also 359,- Euro. Das ist für mich gerade so akzeptabel. Viel mehr würde ich für keine DAW ausgeben. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die nächsten Wochen Einarbeitungszeit in Ableton und Max for Live.
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