Newfangled Audio hat einen Monosynth entwickelt, der mit einigen verrückten Ideen und von Don Buchla inspiriert, komplett kostenlos zu haben ist. Falls man ein wenig gelangweilt ist von seinen üblichen Synthesizern, dann könnte Pendulate recht erfrischend sein, denn sein Doppelpendel-Oszillator ist schon chaotisch.
Dan Gillespie hat 15 Jahre bei Eventide programmiert und dann Newfangled Audio gegründet, um traditionellen DSP Code mit modernen Machine Learning Krams zu kombinieren. Aber Newfangled Audio und Eventide arbeiten trotzdem eng zusammen und letzterer vertreibt die Produkte des anderen.
Zwei Jahre haben die Jungs an dem Synthesizer gebastelt und nun kann man ihn völlig kostenlos herunterladen, installieren und damit experimentieren. Er ist für Mac und Win erhältlich. Und nein, es wird kein iLok benötigt 😉
Doppelpendel
Ohne wirklich ins Detail zu gehen, was ist ein Doppelpendel Oszillator?
Das Doppelpendel ist zunächst einmal ein Modell zur Demonstration von chaotischen Prozessen (ja stimmt, das habe ich von Wikipedia…). Ein Doppelpendel besteht aus einem einfachen Pendel, an dem unten dann noch ein Pendel angebracht ist. Die beiden Pendelarme beeinflussen sich dadurch in ihren Bewegungen.
Die Wellenformen des Oszillators werden also erzeugt, indem eben die Bewegungen eines solchen Doppelpendels simuliert werden. Mit dem Chaos Amount und Chaos Shape Reglern lassen sich interessante Sounds erstellen.
Funktionsweise
Wenn der Chaos Amount Regler auf 0% gedreht wird hören wir quasi nur das erste Bein des Doppelpendels und es wird nur eine Sinuswelle erzeugt. Wenn nun aber der Chaos Amount hochgedreht wird und zusätzlich das Chaos Shape geändert wird, werden Obertöne erzeugt, das Signal wird unstabil und kann auch ganz gut Krach machen.
Veranschaulicht wird das durch die Darstellung im Hintergrund. Mit diesen beiden ersten Reglern hat man eine Palette von Möglichkeiten. Sie bilden quasi das Herzstück des Synths. Der Animate Regler verstimmt das zweite Bein des Pendels bezogen auf das erste Bein und bringt mehr Bewegung in den Sound.
Der OSC Sync Schalter veranlasst eine Art Softsync für das zweite Bein und bringt mehr Obertöne ins Spiel. Außerdem wird die Grundfrequenz eine Oktave heruntergesetzt. Zusätzlich gibt es noch zwei Suboszillatoren.
Neben dem Chaos Oszillator finden wir den Wavefolder. Dieser ist eindeutig von Buchla Systemen inspiriert. Ein Wavefolder ist eine spezielle Art der Verzerrung, die die Wellenform quasi umklappt und so weitere Obertöne erzeugt.
Der Drive Regler erhöht die Signalstärke, die in den Wavefolder geleitet wird und der Folds Regler erhöht quasi den Grad der Verzerrung. Mit dem Mix Regler kann man den Wavefolder nach Belieben dazumischen und der Symmetry Regler fügt ein Offset zwischen trockenem und Wavefolder Signal hinzu, welcher den Sound nochmal drastisch ändern kann.
Zu guter Letzt kann man noch die Cutoff Frequenz eines LoPass Filters, der intern nach dem Wavefolder zum Einsatz kommt, einstellen.
Die letzte Station der Soundmanipulierung ist das Low Pass Gate, eine weitere Erfindung von Don Buchla. Dies ist ein besonderer Low Pass Filter, der mithilfe der Frequenz, Resonanz und Anzahl der Poles des Filters eingestellt wird. Des Weiteren gibt es einen ADSR und die Möglichkeit den Filter mithilfe eines Keytrackers oder der Anschlagstärke (Velocity) zu regeln. Und wenn man oben in der Menüleiste MPE aktiviert, erscheint noch die Möglichkeit den Tastendruck (Pressure) zu nutzen.
Und natürlich gibt es noch eine nette Modulationseinheit. Jeder Parameter des Synths kann auf irgendeine Art und Weise moduliert werden.
Um einen Modulator zu einem Regler des Synths hinzuzufügen, muss man einfach eines der Pluszeichen unter dem jeweiligen Parameter anklicken und dann den gewünschten Modulatorausgang … fertig. Falls man die Stärke der Modulation regeln möchte, kann man per Click’n’Drag auf den Eingängen diese als Attenuator nutzen.
In den Settings kann man auswählen, ob die Verbindungskabel immer sichtbar sein sollen, oder nur wenn man mit der Maus darüberfährt. Aber wer hat nicht gerne etwas modulares Flair in seinem Synth?
Fazit
Man kann oben links übrigens noch die Farben des GUI abändern. Es gibt insgesamt drei Themes.
Was soll ich sagen? Das Ding kostet nix, ist schnell heruntergeladen und nimmt nicht viel Platz weg. Da stellt sich mir nicht mal die Frage, ob man den Synth mal ausprobieren sollte.
Es ist ein Monosynth, der definitv seine Stärken in den Bässen hat. Ich konnte mir im Handumdrehen einige leckere Basssounds kreieren. Außerdem gibt es auch ein paar nette Presets.
Der Sound ist es jetzt nicht soooo außergewöhnlich wie man vielleicht vermuten mag, aber es macht Spaß mit den Einstellungen zu spielen. Pendulate ist auf jeden Fall mehr als eine Probesession wert…
Schreibe einen Kommentar