Gestern Abend war ich noch im Zeitschriftenkiosk meines Vertrauens und habe in der aktuellen Ausgabe der Keys geblättert. Darin befand sich ein Kurztest zum aktuellen SampleRobot. Ich kannte das Programm vorher gar nicht. Mit dem Sample Roboter kann man sich aus seinen VST-Instrumenten automatisch eine Sample-Bibliothek sichern.
Warum sollte man das wollen? Z.B. wenn man seine musikalischen Ergüsse (als DAW Projekt) an einen Bekannten weitergibt, der allerdings nicht über dieselbe üppige VST-Instrumenten Auswahl verfügt. Entweder kann ich dann einen Instrumenten-Track bouncen – dann kann ich ihn aber nicht mehr so ohne Weiteres editieren – oder ich wandel‘ das Instrument vorher in Samples um, die ich dann im Sampler der DAW nutze.
Ein anderes Beispiel wäre eine resourcenschonende Version eines Presets eines Hammersynths zu speichern, weil dieser mal wieder 80% der Rechenleistung für sich in Anspruch nimmt. Eine andere Möglichkeit des Einsatzes will ich gar nicht so laut sagen, denn das macht man eigentlich nicht 😉 Ich könnte mir jetzt meine Lieblings-Presets der Mellotron V – Demoversion von Arturia grabben. Das wäre aber nicht die feine englische Art. Geht aber…
Das interessanteste Einsatzgebiet ist aber sicherlich das Anlegen einer Sample-Library von einem Hardware Synthesizer.
Naja, der SampleRobot kostet aber mal eben 250 Schleifen und das ist schon ’ne Menge Holz. Auf dem Rückweg ins warme Heim fiel mir aber ein, dass Renoise auch über die Funktion „Render To Samples“ verfügt. Diese habe ich noch nie so richtig genutzt. Das habe ich dann gestern Abend noch schnell ausprobiert.
Als erstes wähle ich in Renoise den Tab Plugin aus und wähle mir ein VST-Plugin aus der Liste oben links, von dem ich ein paar Samples grabben möchte. Wenn das Plugin geladen ist und ich mir meinen Sound ausgewählt oder eingestellt habe, dann klicke ich links auf den Button Render To Samples.
Nun öffnet sich das Fenster des Plugin Grabbers. Ganz oben steht nochmal die Soundquelle (mein ausgewähltes Plugin). Falls ich mehrere Plugins geladen habe, kann ich hier nochmal wählen. Darunter ist das Ziel, in das die Samples gesichert werden – also in welches Instrument in Renoise. Current Instrument heißt in diesem Fall dann, dass die Samples dann das Plugin ersetzen.
Bei den Midi Options gebe ich als erstes die Note Range an. Z.B. von C1 bis C5 oder so. Darunter dann die Stepgröße. Beim Wert 1 wird für jede Note innerhalb der gewählten Range ein Sample angelegt. Eine Zeile tiefer gebe ich die Velocity Range an. Darunter gebe ich dann die Steps an. Das ist ganz cool, denn bei akustischen Instrumenten, wie z.B. Pianos kann ich ein realistischeres Multisample-Instrument erstellen, wenn ich pro Note für verschiedene Anschlagstärken ein Sample grabbe. Falls ich hier z.B. 5 angebe, werden für jede Note 5 Samples über die Velocity Range verteilt angelegt.
Der nächste Punkt ist dann die Samplelänge (Sample Options). Das unterscheidet sich von Instrument zu Instrument. Bei einem Piano beispielsweise müsste man mal ausprobieren, wie lang eine Note klingt und dementsprechend den Wert einstellen. Bei einem Synth bräuchte man ja nicht allzu lange Samples grabben, aber das hängt ganz von Timbre ab und ob das Sample später gelooped wird oder nicht. Außerdem kann man noch einen Tail anhängen und dessen Länge einstellen – macht Sinn, wenn das Instrument über einen Reverb verfügt oder ähnliches.
Ganz zum Schluss kann man noch die Bittiefe angeben und ob die Samples in Stereo oder Mono aufgezeichnet werden sollen. Wenn alles eingestellt ist klickt man auf Start. Renoise verrichtet dann seine Sample-Arbeit… Je nach Anzahl der Velocity-Layer und Samplelänge kann das schonmal dauern.
Ich habe jetzt hier mal einen SubBass Preset des Arturia Arp 2600 V3 gesampled mit einer Note Range von C-3 bis C-6 und nur einem Sample pro Note … das hat dann ungefähr 2 Minuten gedauert. Wenn man allerdings ein Drumkit oder Piano mit vielleicht 8 Velocity-Layern sampled, kann das schonmal ’ne halbe Stunde dauern.
Wenn der Plugin Grabber dann irgendwann fertig ist, klicke ich in Renoise auf das Sampler Tab und dann sehe ich links alle meine Samples. Ich könnte diese jetzt hier noch bearbeiten oder das ganze dann aber auch im Sampler meiner Wahl machen. Um die Samples zu exportieren, wähle ich alle aus, mache eine Rechtsklick und wähle ganz unten im Kontextmenü Save All Samples As…
Fertig! Klar, dass Renoise noch viel mehr zu bieten hat, als nur das bloße grabben von Samples aus einem VST-Instrument, aber auf jeden Fall ein nützliches Gimmick, dass man nicht unterschätzen sollte. Es ist zwar nicht zu vergleichen mit den Möglichkeiten des SampleRobot und Hardware Instrumente kann man hiermit auch nicht samplen (ich wüsste zumindest nicht wie), aber Renoise kostet ja auch nur einen Bruchteil vom Preis des SampleRobots … und ganz nebenbei ist Renoise auch noch eine ausgewachsene Daw…
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