Lange wurde sie herbeigesehnt, die Versionsnummer 4 der Berliner DAW Bitwig Studio. Im Forum wurde viel spekuliert, was denn nun kommen wird. Viele haben auf eine Kollaborationsmöglichkeit gehofft, die schon damals zur ersten Version mit angekündigt war. Comping ist schon lange auf der Wunschliste vieler User und Midi-Out für das Grid Device stand auch ziemlich weit oben.

einen neuen Splash Screen gibt es auch …

Das Warten hat ein Ende. Seit heute ist die erste Beta von Bitwig 4 für alle mit einem aktiven Upgradeplan verfügbar. Der offizielle Release soll irgendwann im Juni/Juli diesen Jahres sein. Ich habe mir eben mal die aktuelle Beta installiert und bin gespannt auf die neuen Features…

Audio Comping

Comping ist nun endlich in Bitwig integriert. D.h. man kann nun eine Audio-Aufnahme in der Schleife laufen lassen und für jeden Durchlauf wird ein neuer Take angelegt. Wenn man meint, dass man genug Takes aufgenommen hat, stoppt man die Aufnahme und editiert sich die besten Parts aus den einzelnen Takes zu dem gewünschten Audioclip zusammen.

Nun kann man endlich auf einfache Weise die besten Stückchen einer Performance zusammenschneiden. Comping ist in vielen traditionellen DAWs seit Jahren fester Bestandteil und Bitwig hat dies lang ersehnte Feature nun endlich eingebaut.

In meinen Augen hat das Entwicklerteam diese Aufgabe hervorragend gelöst. Jeder Take enthält eine eine eigene Farbe und die eigentlichen Takes sieht man erst, wenn man die Clip-Ansicht öffnet und dort den Punkt Comping auswählt. Somit wird der Arranger bzw. der Clip-Launcher nicht zu unübersichtlich.

Comping…

Comping ist übrigens im Arranger und natürlich auch im Clip-Launcher verfügbar und man kann die Audioclips (inkl. Takes) auch in den beiden Ansichten hin- und herschieben … funktioniert aber logischerweise nur mit Audiomaterial. Layered Comping mit mehren Comping Folders funktioniert natürlich auch.

Man kann auch eine fertige Loop ins Projekt ziehen und per Rechtsklick dann eine Take-Folder anlegen. Man wird dann gefragt, wie viele Takes man anlegen will und die Loop wird dann exakt in diese Takes aufgeteilt und man kann sie sie dann zusammenstellen, wie man will.

Das klingt jetzt alles sehr theoretisch und vielleicht auch etwas konfus. Ich denke man muss sich das Feature einfach mal selber anschauen oder das Video oben ansehen. Man hat definitiv noch kreativere Möglichkeiten damit, als nur die besten Stückchen einer Performance zusammenzustellen.

Die Operatoren …

Die Modulatoren in Bitwig waren bei der Einführung der Version 2 ein Wahnsinnsfeature und sind es heute noch. Sie ermöglichen Bewegung und Veränderung der einzelnen Parameter der nativen – und Drittanbieter-Devices. Die neuen Operatoren ermöglichen nun Ähnliches mit den Midi- und Audio-Events in Bitwig.

Viele User haben nach einem Step Sequenzer geschrien, als die Konkurrenten, wie Studio One oder Logic Pro dieses Feature dazu bekamen. Aber Bitwig Studio hat das anders und in meinen Augen sogar besser gelöst. Anstatt einen eigenständigen Step Sequenzer dazu zu basteln, hat man die leckeren Sachen, die solch einen Sequenzer ausmachen, direkt in den nativen Sequenzer mit eingebaut.

Midi Events und Audio Events(!) können nun mit den Operatoren auf verschiedenste Weise manipuliert werden. Es würde definitiv zu weit führen, alle Möglichkeiten damit nun aufzuzählen, aber es gibt halt essentielle Sachen, wie Chance und Repeat … dazu gibt es ein Fills Feature und eine Art Untersequenzer für einzelne Events. Richtig nett ist, dass das alles auch mit Audio Events funktioniert. Jede Menge cooles Zeugs. Einfach mal das Video oben oder das sehr gute Tutorial von AudioDigital ansehen:

Mehr Ausdruck …

Velocity, Timbre, Pitch … all das kann nun auch randomisiert werden, in der Piano Roll. Und man kann den Bereich angeben, in denen diese Randomisierung passieren soll.

Apple M1

Apple hat ja mal wieder eine neue Hardware Architektur eingeführt und alle Software-Hersteller kommen ins Schwitzen, weil sie ihre Software dafür anpassen müssen. Bitwig läuft nun auch nativ auf dem Apple M1 und es soll auch keine Probleme mit irgendwelchen Plugins geben…

Verschiedene Sprachen

Man kann die Sprache der DAW jetzt auch umschalten. Es gibt insgesamt 4 verschiedene Sprachen zur Auswahl (deutsch, englisch, japanisch und chinesisch)

Export in unterschiedliche Formate

Endlich! Man kann sein Audiomaterial nun auch in andere Formate, außer WAV exportieren. Hier stehen jetzt 5 verschiedene Formate zur Verfügung (WAV, FLAC, Opus, Vorbis, MP3) …

Import aus anderen DAWs

Hui, das klingt nicht schlecht. Angeblich soll man Projekte aus anderen DAWs (Ableton, FL Studio) direkt in Bitwig öffnen können. Das generelle Arrangement und VST Plugins sollen dabei keine Probleme machen.

Ich habe das eben mal kurz ausprobiert und ein altes Projekt aus Ableton in der Beta gestartet. Das Arrangement wurde mir perfekt angezeigt, aber beim Laden der Plugins hat sich das Programm aufgehängt. Aber hey, das ist noch ’ne Beta! Ich wäre schwer begeistert, wenn das demnächst 100%ig funktioniert.

Und sonst?

Viele kleine Sachen wurden noch verbessert. Audio Events haben jetzt alle oben kleine Anfasser für die Lautstärke, und unten an den Seiten Anfasser für das Time Sliding. Man kann die Ansicht der Wellenformen in eine angepasste Ansicht ändern wenn man will und Bitwig möchte nun gerne statistische Daten der DAW-Nutzung sammeln (grummel…), aber das kann man auch abstellen.

Hier und da wurden kleinere Verbesserungen an dem GUI gemacht. Es sieht nach jedem Update etwas netter aus … in meinen Augen.

Ich habe eben im Forum schon gelesen, dass viele User etwas enttäuscht sind über das Update. Man hat sich wohl etwas mehr erhofft. Das ist natürlich immer so eine Sache … man kann es nun mal nicht allen recht machen. Ich denke auch, dass bei einem Upgrade-Modell, wie Bitwig es bietet (Man bezahlt einen Updatepreis und bekommt dann Updates der DAW für ein Jahr), diese großen Versionsnummern unnötig machen. Es ist egal, ob ein Versionssprung vor oder hinter dem Komma gemacht wird. Es kostet alles dasselbe. Von daher halte ich das Update auch nicht „zu klein“ für einen Sprung vor dem Komma.

Ich persönlich habe im März meinen Upgradeplan erneuert und freue mich über die neuen Features. Die Operatoren und das Comping finde ich persönlich super und ich weiß jetzt schon, dass ich damit viel Herumexperimentieren werden … 😉