Sampling, Recording, Programmierung & Software

Renoise Redux – Der Sampler mit dem etwas anderen Sequenzer…

Was macht denn diesen Sampler so besonders? Effektgruppen, Modulationsgruppen und der Sequenzer!

Renoise ist eine DAW, die ich an anderer Stelle schonmal getestet habe. Weil ein Tracker nicht unbedingt für jedermann alltagstauglich ist, hat das kleine Entwicklerteam den Sampler in ein VST-Instrument gepackt … und als Schmankerl einen kleinen Sequenzer in Trackerform dazu gepackt. Man kann (und sollte) ihn nutzen, muss man aber nicht.

Herausgekommen ist Redux und leider findet dieser Software Sampler viel zu wenig Beachtung. Es gibt natürlich wirklich viele Alternativen, aber Redux ist in meinen Augen schon ein Vorzeige-Exemplar. Was sind die Alternativen? Schwergewichte wie Kontakt, Halion oder Machfive haben in meinen Augen ihre Berechtigung, wenn es um Gigabyte-große Sample-Bibliotheken geht, die echte akustische Instrumente akkurat nachbilden möchten. Ich kann jetzt nur für Kontakt sprechen, aber in dem Bereich ist dieser Sampler unschlagbar.

Wenn es aber darum geht nur mal eben eine Handvoll Samples einzusetzen, zu manipulieren, modulieren, experimentieren etc … dann ist Kontakt in meinen Augen eher nicht so intuitiv zu bedienen und vor allen Dingen: VIEL zu teuer!

Ansonsten fallen mir noch die beiden Ableton Sampler ein. Großartig, aber nur in Verbindung mit dem Ableton Paket zu bekommen. Ebenso die Sampler in Propellerhead Reason. TX16Wx wäre an dieser Stelle noch zu nennen. Kostet nix, guter Funktionsumfang, aber ich persönlich mag die GUI nicht besonders. Wer allerdings gut damit klarkommt, dem kann ich TX16Wx nur ans Herz legen. Dieser wurde vor Kurzem auch nochmal komplett überarbeitet.

Freier Software Sampler: TX16Wx (Quelle: tx16wx.com)

Aber ich will hier jetzt nicht anfangen und alle möglichen Software Sampler aufzählen, denn dann wäre ich etwas länger beschäftigt. Ich will nur kurz erzählen, warum ich Redux vor 2 Jahren getestet habe und sofort zu der Website gesurft bin und mein Geld dagelassen habe. Relativ günstig ist er nämlich auch. Unter 60 Euro … da kann man nicht meckern.

Die kompakte Ansicht von Redux verschwendet nicht viel Platz…

Aber es gibt eine Sache, die Redux einzigartig macht, und das ist der Sequenzer. Viele VST-Sampler haben einen Sequenzer mit an Bord, aber keiner hat einen Tracker. Oh Gott … oh Gott … die 90er!!! Ja, Tracker hatten ihre Blütezeit im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts auf den Heimcomputern verpickelter Nerds. Allerdings werden diejenigen, die damals damit ernsthaft Musik produziert haben, zu schätzen wissen, wie gut man mit diesen Sequenzern seine Samples manipulieren kann.

Für alle, die noch nie einen Tracker benutzt haben, könnte der zahlenlastige Sequenzer etwas abschreckend sein. Aber versprochen, wenn man sich mal ernsthaft einen verregneten Nachmittag damit beschäftigt hat, freundet man sich recht schnell damit an. So ging es mir zumindest.

Der Sampler an sich hat alles, was ein waschechter Sampler so haben sollte. Einen Keyzone Editor, in dem man seine Samples auf der Keyboard-Tastatur platzieren kann und wenn gewünscht auch einen Velocity Bereich zuweisen kann. D.h. Multisample-Instrumente ist für Redux kein Problem, wenn man es nicht übertreibt … Redux kann kein direktes Disk Streaming. D.h. alle Samples werden direkt in den Arbeitsspeicher geladen. Falls sich die Samples im Keyzone-Editor überlappen, kann man auswählen, ob sie alle gespielt, Round Robin oder zufällig abgespielt werden sollen.

Natürlich gibt es einen Wave-Editor, mit dem man auch Aufnehmen kann oder mit einem Zeichenwerkzeug seine Samples selber zeichnen kann. Slicing kann Redux auch (entweder anhand der Transienten oder manuell). Ansonsten gibt es die üblichen Tools eines Wave-Editors.

Außerdem gibt es ein hammermäßiges Modulationsfenster, in dem man verschiedene Modulationsketten erstellen kann (Volume, Panning, Pitch, Filter) und diese dann JEDEM Sample individuell zuweisen kann! Ebenso ist natürlich eine Effektabteilung vorhanden, die vollgepackt ist mit nützlichen und abgefahrenen Effekten. Auch hier kann man verschiedene Effektketten erstellen und auch diese jedem Sample individuell zuweisen.

Neben den „normalen“ Effekten gibt es noch so nette Sachen wie „Formula“, wo man anhand mathematischer Formeln irgendeinen Parameter eines anderen Effektes beeinflussen kann. (Schwer zu erklären, muss man einfach mal ausprobieren.) Dann ist noch ein normaler LFO vorhanden, ein Keytracker, ein Meta-Mixer, Signal-Follower und XY-Pad. Viel Zeugs zum Experimentieren.

Rechts im Fenster ist dann der Browser. Von hier aus kann man seine Samples oder Instrumente laden. Redux kommt mit einer kleinen aber feinen Bibliothek an Samples, die durchaus nützlich einzusetzen sind.

Auf der linken Seite des Fensters sind die einzelnen Samples eines Instruments zu sehen. Hier kann man dann auch jedem Sample eine FX- oder Modulationskette zuweisen. Darunter sind dann noch die Parameter des jeweils ausgewählten Samples einzustellen: Volume, Panning, Transpose, Finetune, OneShot (on/off), Loop (on/off), Mute-Group, …

Oben kann man dann noch die Makro-Leiste einschalten. Es gibt insgesamt 8 Makros, die individuell mit irgendwelchen Parametern der Effekte oder Modulationen belegt werden können. Diese Makros können dann in der DAW automatisiert werden.

Der „Tracker“ Sequencer…

Aber jetzt mal zum eigentlichen Schmankerl, der Phase Editor … im Tracker-Stil. Hier läuft die Timeline quasi von oben nach unten und nicht wie in einem „herkömmlichen“ Midi-Clip von links nach rechts. Wenn man sich mal nur die erste Zeile betrachtet, dann sieht man hier 4 Spalten. D.h. ich kann hier 4 Noten eintragen, das sind dann die Spalten unter dem „Note Play“. Man kann noch weitere Spalten hinzufügen, wenn man beispielsweise ein Drumkit mit mehreren Samples eingerichtet hat, würde ich jede Notenspalte mit einem Drum des Kits belegen.

Die erste Note oben links ist ein hier C-4 und dahinter steht die Nummer 00, das ist die Samplenummer, hier ist es beispielsweise eine Kickdrum. Die gelbe Spalte ist Volume (oder Velocity). Um die Verwirrung komplett zu machen nutzt ein Tracker hexadezimale Zahlen. D.h. die Velocity oder Lautstärke geht nicht von 000-127, sondern von 00-7F.

Falls man es benötigt, kann man sich nochmal eine Auffrischung in verschiedenen Zahlensystemen holen. Braucht man aber nicht unbedingt, denn es gibt für jede Effekt-Spalte auch einen Regler unten, mit dem man die Werte einstellen könnte. Ist am Anfang auf jeden Fall hilfreich.

Die nächste Spalte (grün) ist für’s Panning im Stereofeld und dann kommt noch die Spalte für den Delay der Note. Hier kann ich also angeben wie weit die Note vom Grid der Zeilen abweichen soll. Jede Zeile entspricht einer 16tel Note und dazwischen habe ich 256 (FF) Tics. D.h. es ist kein Problem meine eingegeben Noten etwas zu humanisieren oder einen gewissen Groove zu verleihen.

Die vierte Spalte, die dann auch wieder vierstellig ist, ist eine allgemeine Effektspalte, mit der sich so einiges anstellen kann. Wenn ich ganz unten rechts schaue, sehe ich neben den Schieberegler für Sample, Volume, Panning und Delay einen Regler mit der Beschriftung „FX“. Mit dem Auswahlpfeil öffne ich die verschiedenen Effekte und kann dann mit dem Schieberegler den Wert dafür eingeben. Wenn man sich dann etwas mit dem ganzen vertraut gemacht hat, dann weiß man die Befehle irgendwann auswendig und kann diese direkt eingeben.

Es gibt allerlei Effekte…

Ich will jetzt hier nicht alle erläutern. Eine genaue Beschreibung, kann man hier nachlesen. Aber diese Effketbefehle machen den Tracker so mächtig. Ich könnte mal eben schnell ein Sample retriggern, das Sample rückwärts spielen. Wenn ich das Sample gescliced habe, kann ich eine beliebiges Slice abspielen. Es gibt einen MayBe-Befehl, der das Sample in einer bestimmten Wahrscheinlichkeit abspielt. Sample-Offset ist auch sehr schön. Es gibt 256 Punkte, um den Samplestart zu bestimmen… und, und, und. 

In diesem Tracker kann ich mir mehrere sogenannte Phrases anlegen. Diese Phrases können unterschiedlich lang sein, von einer 16tel Note bis über viele Takte lang. Diese einzelnen Phrases kann ich dann per Midi in der DAW abrufen. D.h. ich kann mir hier meine Rhythmusteile bauen, mit mehreren Variationen und diese dann in der DAW für mein Arrangement abrufen.

Wenn ich nun überhaupt keinen Bock auf die Phrases habe und den Sequencer lieber nicht nutzen möchte, ist Redux natürlich ein ganz normaler Tracker und ich kann die Samples wie gewohnt im Midiclip meiner DAW abrufen. Meiner Meinung nach, ist aber gerade dieser Sequencer das, was Redux so einzigartig macht und ich kann nur jedem empfehlen sich damit einmal zu beschäftigen.

Man könnte nun der Meinung sein, dass ich hier Werbung für Redux mache. Ich stehe aber in überhaupt keinen Kontakt zu Renoise/Redux. Ich bin damals eher zufällig über Renoise gestolpert … konnte mich mit der DAW aber nicht 100%ig anfreunden, weil die Aufnahme von Audiotracks nicht ihre Stärke ist. Aber der VST-Sampler Redux zielt genau auf diese Zielgruppe ab.

Renoise/Redux besteht aus einem sehr kleinen Entwicklerteam und das Budget für Werbung ist eher bescheiden, daher finde ich es schade, dass viele Musiker noch nie von diesem Sampler gehört haben. Auch wenn der Tracker-Sequencer vielleicht einige abschrecken mag, denke ich dass der Sampler mehr Beachtung finden sollte.

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Samples, Loops und Presets – Sollte ich wirklich vorgefertigte Sounds nutzen oder lieber alles selber kreieren?

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  1. Ich finde den Ansatz den Redux verfolgt auch spannend, damit kann man die Soundästhetik eines Trackers in seine LieblingsDAW einbinden. Guter ausführlicher Artikel by the way.

  2. Artur

    Ich nutze seit 4 Jahren Renoise und hab durch die hohe prozessorauslastung der uhe plugins den plugin grabber für mich entdeckt. Hab nun einige meiner Sounds in xrni Samples aufgenommen und nun juckt es mich Redux zu holen und in Bitwig die Samples zu nutzen.
    Plugin Grabber ist nicht zu unterschätzen und wenn man dann weiter in Renoise/Redux moduliert, ergibt es schöne Klangwelten.
    Das finde ich neben dem Tracker Editor ebenso erwähnenswert.
    Das ist nähmlich eine coole Alternative zum Bouncen von Plugins

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