Endlich. Bitwig Studio hat einen eigenen Convolution Reverb … also, im Grunde handelt es sich um etwas mehr als nur einen Reverb. Mit der Version 4.3 (derzeit noch im Beta Stadion) wurde dieses neue Device hinzugefügt und ich wünsche mir diesen Effekt schon länger…
Was ist ein Convolution Effekt?
Convolution ist ein Faltungshall, der mithilfe von Impulse Responses IR (Impulsantworten) eine Umgebung simulieren kann. Das muss nicht unbedingt ein Reverb sein, sondern wird auch genutzt, um Lautsprecherboxen (vorzugsweise von Gitarren- oder Bassverstärkern), Equalizer oder andere Effekte zu simulieren.
Solch eine Impulse Response ist quasi ein Sample einer Umgebung (ein Raum, einer Soundquelle – sie liegen meistens im WAV-Format vor). Es gibt mehrere Möglichkeiten diese IRs aufzuzeichnen. Meistens wird ein lauter Impuls (ein Knall, kurzes Rauschen oder ähnliches) verwendet, und dann das Nachhallen der Umgebung aufgezeichnet. Dadurch kann man den Reverb eines Raumes „aufzeichnen“ und diesen dann mit dem Effekt Device für eigene Zwecke nutzen.
Eine andere Möglichkeit ist die Aufzeichnung des kompletten Frequenzbereichs einer Umgebung. Mithilfe eines Sweeps wird dieser Frequenzbereich dann aufgezeichnet und später wird dann dieser Frequenz-Sweep wieder herausgerechnet. Somit hat man dann später eine genaue Aufzeichnung über alle Frequenzen. Dieses Verfahren wird bspw. für die Nachbildung einer Gitarrenbox genutzt.
Die sogenannte Faltung ist dann das Multiplizieren der aufgenommen Umgebung mit dem Signal, dass in den Convolution Effekt geleitet wird. Diese Multiplikation geschieht über eine aufwendige Berechnung (Fast Fourier Transformation FFT). Es klingt dann so, als würde das Signal mit dem Raum interagieren. Somit lassen sich realistisch klingende Raum-Reverbs erzeugen.
Da die Berechnung so aufwendig ist, gibt es die Convolution Effekte noch nicht allzu lange für den Heimgebrauch. Glücklicherweise sind aktuelle Rechner so leistungsstark, dass heute auch der ambitionierte Hobbymusiker oder Sound Designer in den Genuss dieser Technik kommt.
Bitwig’s Convolution
Bitwig’s Device ist denkbar einfach aufgebaut. In der Mitte sieht man die Wellenform der Impulse Response. Hier hat man dann noch die Möglichkeit, den Start und das Ende der Wellenform selbst zu bestimmen. Außerdem kann man die Lautstärke Hüllkurve des Samples ändern:
Links oben finden wir den Tune-Regler. Hier kann ich die Tonhöhe der IRs ändern (-12 Halbtöne bis +12 Halbtöne). Dementsprechend ändert sich dann auch die Länge der Impulsantwort. Die Originallänge kann man übrigens unten rechts ablesen (hier: 2,000 Sekunden).
Unter dem Tune-Regler ist der Regler für die Brightness. Wird dieser nach rechts gedreht, werden die höheren Frequenzen verstärkt und in die entgegengesetzte Richtung die tieferen Frequenzen.
Und ganz unten links kann man den Pre-Delay einstellen. Das ist die Verzögerung bevor das Signal auf die IR trifft. Somit könnte man einen Raum z.B. größer klingen lassen.
Auf der rechten Seite des Devices finden wir einmal den Width-Regler, der die Stereo-Breite erhöht, eine zusätzlichen Gain-Regler für das Wet-Signal und den obligatorischen Mix-Regler, der das Original-Signal mit dem Wet-Signal mischt.
Ganz oben links gibt es noch die Möglichkeit weitere Effekte in das Wet-Signal einzubinden. Diese Möglichkeit bieten die meisten Bitwig-Devices und unterstreicht die modulare Natur der DAW.
Im Inspector des Devices kann man nochmal die Start- und Endzeit des IRs ändern und auch die Lautstärke Hüllkurve. Außerdem kann man hier die Kanäle der Hüllkurve auf Stereo reduzieren. Viele IRs besitzen bspw. 4 Kanäle (auch die IR hier im Beispiel). Eine Reduzierung auf 2 Kanäle (Stereo) spart dann auch etwas CPU-Leistung.
Presets und Impulse Responses
Bitwig kommt mit allerlei Presets, die verschiedene Szenarien abdecken. Von einfachen Raum-Reverbs, bis hin zu experimentellen Effekten. Zusätzlich zu den Presets kann man auch einfach die Impulsantwort ändern, wenn man im mittleren Bereich des Devices oben links auf das Ordnersymbol klickt. Hier öffnet sich dann der Browser mit dem IRs. Sehr schön, dass man hier gleich die Wellenformen sehen kann.
Bitwig kommt mit haufenweise IRs aus allen Bereichen. Ich habe hier meine persönliche Sammlung ebenfalls importiert, denn das ist ohne Probleme möglich.
Des Weiteren kann man auch einfach irgendwelche Audiosamples in das Convolution Device ziehen. Es macht durchaus Sinn, verschiedene Samples mit dem Device auszuprobieren … ein Eldorado für Sound Designer!
Ich empfehle an dieser Stelle dieses Video von Venus Theory. Er benutzt hier zwar den ebenfalls recht neuen und ähnlichen Convolver von Kilohearts, aber alles hier Besprochene kann man auch mit dem Convolution Device von Bitwig umsetzen.
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