Wenn sich hier jemand für elektronische Musik interessiert und sich nicht komplett von der Außenwelt abschottet, dann hat er sicherlich auch schonmal etwas von Bitwig gehört – hab‘ ich hier ja auch schon des öfteren mal erwähnt. Bitwig bietet mit verschiedensten Ansätzen unendlich viel kreative Möglichkeiten der Klangerzeugung und -manipulation. Aber wenn Du das hier liest, gehe ich mal davon aus, dass Du Bitwig kennst. Und ich denke auch, dass Du VCV Rack kennst, den großartigen Open Source modularen Synthesizer.
Mit der kommenden Version 2 von VCV Rack wird es auch eine VST-Version des Racks geben, allerdings wird das wohl noch ein paar Monate dauern und umsonst wird das Ganze auch nicht sein. Allerdings gibt es jetzt schon ein Plugin mit dem Namen VCV-Bridge, welches automatisch mit der Installation von VCV Rack im gängigen VST-Ordner abgelegt wird. Das Plugin sieht auf den ersten Blick etwas spartanisch aus und ich will an dieser Stelle mal erklären, wie es denn funktioniert.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie man das Rack zusammen mit Bitwig einsetzen kann. Zum einen kann man VCV Rack natürlich als virtuellen modularen Synth benutzen – ach was. Bitwig hat zwar schon einige gute Klangerzeuger an Bord – mit der Version 3 sogar ein eigenes modulares System (The Grid), aber VCV Rack kostet nix und kommt einem echten modularen System verdammt nah.
Eine weitere Möglichkeit wäre auch, das Rack einfach als Effektboard einzusetzen. Es gibt ganz wunderbare Effekte in VCV Rack und die Möglichkeiten alles mit allem zu modulieren und manipulieren ist schon richtig nett – auch wenn Bitwig Users das wahrscheinlich schon bekannt ist. 😉
VCV Rack als Synthesizer in Bitwig
Die erste Option wäre also der Einsatz als modularer Synthesizer. Sodass ich in Bitwig einen Instrumenten-Track einsetze, verschiedene Noten platziere und somit diesen Synthesizer spiele. Hierzu benutzen wir das VCV-Bridge Plugin, das wie ein VST-Instrument im Track platziert wird. In diesem Plugin wähle ich meinen Port – beispielsweise Port 1 – und mit den verschiedenen CC Reglern können wir verschiedenste Parameter des Synths modulieren oder automatisieren.
Wenn man nun VCV Rack öffnet und sich einen Klangerzeuger zusammenbaut, benutzt man am besten das Modul MIDI-CV um die Noten aus Bitwig zu empfangen. Jetzt könnte man die Ausgänge (From Device) des MIDI-CV mit sinnvollen Eingängen im Rack verkabeln. Beispielsweise könntest Du den Gate- und den V/OCT-Ausgang mit einem Oscillator verbinden und dieser spielt dann diese Pitches und Gates.
Wichtig ist natürlich, dass wir vorher im MIDI-CV Modul die entsprechenden Einstellungen vornehmen. Oben beim Midi Driver wählen wir wieder die Bridge, darunter beim Midi Device wählen wir den Port, den wir auch in Bitwig beim Bridge-Plugin eingestellt haben (Port 1)
In der Abbildung oben habe ich den V/OCT- und den Gate-Ausgang benutzt, um einen Wavetable-Osc mithilfe eines ADSR zu spielen. Des Weiteren habe ich ein MIDI-CC Modul genommen und mit dem CC2 Parameter den Ring Modulator im Osc moduliert. Dazu muss ich in Bitwig natürlich eben diesen CC2 Parameter im Bridge-Plugin modulieren oder automatisieren.
VCV Rack als Effektboard in Bitwig
Bitwig hat einiges an Effekten dabei. Einige sind wirklich gut und Du hast natürlich auch hier die Möglichkeit dank der Modulatoren in Bitwig, zu modulieren bis der Arzt kommt. Aber es ist immer nett noch weitere Schätzchen im Arsenal zu haben, oder? Um das Audiosignal in das Rack zu leiten und dann auch wieder zu empfangen nutzen wir das VCV-BridgeFX Plugin in Bitwig. In VCV Rack kann man dann allerhand herrliches Zeugs mit dem Audiosignal anstellen.
Yap, es ist so einfach. Du ziehst Dir das BridgeFX-Plugin einfach irgendwo in deine Effektkette und setzt im Rack dann nach Belieben Effekte ein. Auch hier musst Du im Bridge-Plugin wieder den Port wählen. In VCV Rack nutzt Du nun aber das AUDIO-8 Modul (auch hier wieder Bridge und Port auswählen), um das Audiosignal durch Deine Effekte zu leiten. Am Ende deiner Rack-Effektkette leitest Du das Audiosignal dann wieder in AUDIO-8 und somit zurück zu Bitwig Studio.
Du kannst nun die abgefahrenen Modulationsmöglichkeiten des Racks nutzen, um Deinem Sound mehr Dynamik, Bewegung oder sonstiges zu verleihen. Nicht vergessen: Du kannst alles mit allem verbinden … man kann hier nichts falsch machen. Denke nur daran: Drehe Deine Kopfhörer oder Lautsprecher nicht zu laut auf, es kann schon mal unerwartet LAUT werden.
Auch hier kannst Du natürlich auch wieder die CC-Parameter des BridgeFX–Plugins nutzen um von Bitwig aus Dinge zu modulieren oder automatisieren. Diese greifst Du dann wieder mithilfe des MIDI-CC Moduls im Rack ab.
Ich muss zugeben, dass das Bridge-Plugin hier und da mal etwas unstabil sein kann. Ich der letzten Stunde ist es mir einmal komplett abgestürzt und manchmal hat es sich etwas seltsam verhalten. Aber im Großen und Ganzen funktioniert alles ganz hervorragend. Die Entwickler von VCV Rack wollen die Unterstützung und Weiterentwicklung des Bridge-Plugins nicht weiter fortsetzen, weil es demnächst ja die VST-Version des Racks geben wird. Also muss man im Moment mit dem arbeiten, was man hier hat … meistens läuft das auch wirklich gut.
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