Software Synthesizer gibt es wie Sand am Meer. Modulare Systeme sind ebenfalls zahlreich vertreten. Aber modulare Software Synthesizer mit realistisch grafischer Oberfläche sind schon etwas rarer, wenn diese dann auch noch kostenlos sein sollen, wird die Luft verdammt dünn.
Aber von vorne…
Dieter Doepfer hat in den 80ern, während seines Physikstudiums, viel an Gitarreneffekten herumgeschraubt und selbst eigene Kreationen entworfen. Allerdings war sein Ziel damals schon der Gitarre Klänge zu entlocken, die einem Moog Synthesizer gleich kamen. Normalerweise versucht man es anders herum, aber warum nicht…
Mithilfe von Zeitschriften (Internet war noch nicht so…) hat er dann in den 70er Jahren angefangen einzelne Module eines Synthesizers selbst zu bauen. In den 90ern hat er dann sein eigenes System entwickelt und die Baugröße der einzelnen Komponenten an das genormte Eurorack-System angepasst. Daher bezeichnet man heute dieses modulare Synthesizer-System selbst kurz als Eurorack.
Leider kommt heute kaum noch einer auf die Idee, einen Synthesizer selbst zu bauen, um die Grundlagen der Synthese vollständig zu verstehen. Aber das ist auch nicht unbedingt notwendig. Dank immer besser werdender Rechnersysteme ist es heute ein Leichtes einen Synthesizer in Softwareform auf seinem Laptop zu installieren und dank haufenweiser Presets muss auch keiner mehr die Grundlagen verstehen, um den virtuellen Geräten nette Sounds zu entlocken … langweilig irgendwie.
Glücklicherweise kann man aber auch heute am Rechner grundlegende Bauteile eines Synthesizers so verschalten wie man möchte und Sounds kreieren, die nicht jeder in seiner Preset-Sammlung hat. Große Firmen, wie Native Instruments, Softube oder auch Max bieten modulare Systeme an, die Soundtüftlern alle Freiheiten geben. Auch im Open Source Bereich gibt es seit Jahren solche Systeme, die aber etwas schwieriger zu bedienen sind, weil sie entweder komplett auf eine grafische Oberfläche verzichten oder recht abstrakt dargestellt sind.
Eine Open Source Software Emulation
Im September 2017 wurde auf der Knobcon dann die Open-Source Software VCV Rack vorgestellt. Eine Software Emulation des Eurorack Systems, die man auf jeder Plattform (Mac, Linux, Win) schmerzfrei installieren kann und die im Kern nichts kostet.
Aktuell ist VCV Rack in der Version 0.5.0 verfügbar und es gibt mittlerweile 38(!) Module, die man frei innerhalb von VCV Rack verwenden kann. Einige grundlegende Module sind gleich bei der Installation vorhanden, die anderen kann man hinzufügen, nachdem man sich kurz anhand seiner email-Adresse registriert hat. Es gibt auch schon einige Module, für die man bezahlen muss – allerdings sind die Preise mehr als human. Da das ganze Open Source ist kann man davon ausgehen, dass in der nächsten Zeit einiges an Module von der Community veröffentlicht wird.
Auf den GitHub Seiten des Projektes gibt es schon jetzt eine enorme Liste an Module von Drittanbietern. Autodafe bietet beispielsweise völlig kostenlos eine Drum Machine Modul an, oder ein anderer Hersteller bietet eine virtuelle Version des Monome Grid 128.
Für den Einsteiger gibt es mittlerweile zahlreiche Tutorial Videos auf YouTube. Ich empfehle die nette Serie von Klirrfaktor, die mittlerweile fünf Videos umfasst und alle Grundlagen behandelt. Eine weitere empfehlenswerte Serie ist die ziemlich aktuelle Tutorialreihe von KarateSnoopy, dieser zeigt auch einige Module von Drittanbietern.
Ich freue mich auf jeden Fall auf’s Herumtüfteln mit VCV Rack. Es soll in diesem Monat noch eine VST Variante kommen, damit man das ganze auch in seine DAW integrieren kann. Ich denke, dass ich hier in der Zukunft des öfteren mal etwas zu diesem System schreiben werde. In diesem Sinne, fröhliches Verkabeln!
1 Pingback