Die Electronic Music Studios wurden 1969 in London von Dr. Peter Zinovieff gegründet. Im gleichen Jahr hat die Firma dann den von David Cockerell entworfenen Synthi VCS3 vorgestellt und vertrieben. Das besondere an diesem Synthesizer war seine kompakte Bauweise und Tragbarkeit. Aus diesem Grund gehörte er dann auch zu den kommerziell erfolgreichsten Synthesizern des kommenden Jahrzehnts.

Der EMS Synthi VCS3 (Quelle: wikipedia.de)

Allerdings wollte man diese Mobilität noch verbessern und entwickelte Anfang der 70er Jahren den Synthi A, der nun nicht mehr L-förmig war wie der VCS3, sondern flach in einem aufklappbaren Kunststoffkoffer untergebracht. Jetzt konnte er noch einfacher und sicherer transportiert werden. Später gab es dann die AKS Version und dieser enthielt im Deckel des Koffers noch ein Keyboard mit 32 Tasten und einen Sequenzer.

Um die Kompaktheit zu bewahren und trotzdem eine gewissen Modularität zu gewährleisten enthielt der Synthi die Patch-Matrix. Mithilfe kleiner Pins mit unterschiedlichem Widerstand, die man in diese Matrix steckte, konnte man die internen Module miteinander verbinden.

Synthi AKS im Koffer mit Keyboard

Und genau diesen Klassiker nahm sich Arturia als Vorbild für den Synthi V. Und wie man es von der V Collection gewohnt ist, hat die Softwareschmiede aus Frankreich die Funktionen dieser Legende ebenfalls auf ein anderes Level gehoben. Neben einem beatsynchronen Step-Sequenzer und einem LFO, gibt es die Möglichkeit die Bewegungen des Joysticks vorher in ein Koordinatensystem einzuzeichnen und festzulegen/automatisieren und natürlich sind auch in diesem Synth wieder diverse Effekte gleich mit dabei (Reverb, Delay, Flanger, BitCrusher, EQ,…). Von der wunderschönen GUI will ich gar nicht mal sprechen…

Der wunderschöne Synthi V von Arturia…

Im Grunde ist der Synthi ein vollmodulares System. Denn wenn ich alle Pins aus der Patch-Matrix entferne ist absolut nichts zu hören. Also ist intern nichts fest verdrahtet, wie es z.B. beim Arp2 600 der Fall ist. Allerdings kann man die Module nicht austauschen und eben nur über die 16 x 16 Matrix verbinden. Es bleiben einem trotzdem verdammt viele Möglichkeiten und die gewisse Einschränkung spielt der Kreativität meistens sogar noch die besseren Karten zu. Jeder der schonmal vor einem leeren VCV Rack saß, weiß wovon ich spreche.

Wenn ich nun einmal alle Pins entferne und einen Sound von Grund auf selbst kreieren will, muss ich mir zunächst einmal einen Überblick über die Module und über die Matrix verschaffen. Links sind zunächst die Soundquellen zu finden, 3 Oszillatoren und eine Noise-Quelle. Darunter sind die Output-Module (zusammen mit dem Main-Output oben links direkt bei der Patch-Matrix. Ganz rechts sind alle Modifikatoren (Filter, Envelope, Effekte, …) zu finden und in der Mitte ist die Matrix.

Bei der Matrix finden wir rechts vertikal alle Eingänge und oben horizontal alle Ausgänge. Wenn man mit dem Mauszeiger über die Matrix fährt, sieht man immer welchen Ein- bzw. Ausgang man gerade benutzen würde, wenn man an einer bestimmten Stelle einen Pin setzen würde. Ein Vorteil der Softwareversion, so kann man nicht versehentlich einen Pin an die falsche Stelle stecken.

Die Matrix…

Wenn ich nun beispielsweise den Osc1 mit dem Envelope verbinde, das Keyboard mit der Osc1 Frequenz, damit ich auch verschiedene Tonhöhen spielen kann, das Env Signal mit dem Filter und dann den Filter mit einem Ausgang … dann habe ich schon einen einfachen Synthesizer 😉 Ganz einfach eigentlich und ohne Frage übersichtlicher als ein Kabelwirrwarr.

übersichtlich…

Wenn man solch einen Pin setzt (einfach durch Linksklick mit der Maus), dann leitet man immer das 100%ige Signal weiter. Es besteht aber auch die Möglichkeit einen kleineren Anteil eines Signals zu nutzen. Das erreiche ich, wenn ich den Mausbutton etwas länger gedrückt halte, nun habe ich die Auswahl aus 25%, 50%, 75% oder 100%. Später kann man dann an den Farben der Pins erkennen, wieviel vom Signal weitergeleitet wird.

Die Pins können verschiedene Widerstände haben, sodass sie quasi als Attenuator fungieren…

Der Synthi V verfügt über drei Oszillatoren, die sich alle etwas voneinander unterscheiden, damit der Nutzer etwas mehr Auswahlmöglichkeiten hat. Im Grunde können alle drei Osc auch als LFO genutzt werden, wobei der Dritte sich dafür am besten eignet, da er eine Frequenz von 0.015 Hz bis 500 Hz liefert, wo hingegen die anderen beiden im Bereich von 600 Hz bis 16 kHz liegen.

Im Grunde liefert der Synthesizer mit all den Modulen und der Patch Matrix genug Freiraum zu Experimentieren und Sound Design. Aber Arturia hat das Design natürlich noch etwas aufgebohrt.

Spaß mit Hüllkurven…

Es gibt den Bereich Functions, in dem man bis zu 5 komplexe Hüllkurven zeichnen kann, die nahezu jeden Parameter des Synthi beeinflussen können. Im Joystick Bereich kann man die Bewegungen des Joysticks automatisieren.

Modulations bietet einen flexiblen Step Sequenzer mit bis zu 32 Steps und einen LFO. Mithilfe einer eigenen kleinen Matrix kann man auch hier so ziemlich jeden Parameter des Synthi beeinflussen.

Modulatoren…

Und außerdem gibt es wieder haufenweise Effekte

Effekte…

Ich muss zugeben, dass ich den Synthi AKS zwar sicherlich schonmal auf Bildern gesehen habe, aber bevor Arturia seine Version veröffentlicht hat, habe ich mich davor nie mit ihm beschäftigt. Ich bin schwer beeindruckt und spiele auch hier mit dem Gedanken, einen weiteren Synth in mein Arsenal aufzunehmen. Allerdings wird die Auswahl fast schon zu groß. Das VCV Rack liefert schon unbegrenzte Möglichkeiten und selbst der Bitwig Sampler mit den Bitwig Modulatoren schränken mich kaum ein …