Endlich! Arturia bringt ein Mellotron! – Als ich damals die V Collection 4 getestet habe, hatte ich schon immer den Gedanken, dass ein Mellotron diese Sammlung perfekt machen würde. Meine Gebete wurden erhört. Mit der V Collection 7 ist nun eines dabei.

Nicht, dass die Sammlung nicht auch so schon so ziemlich alles enthält, was das Liebhaber-Herz begehrt, aber ein Mellotron bedeutet mir wirklich viel. Als ich als Jugendlicher zum ersten mal Strawberry Fields der Beatles gehört habe, hat mich das Instrument und dessen Sound fasziniert. Ebenso ziert es das Intro eines meiner Lieblingssongs von Notwist und zahlreichen anderen Klassikern.

Notwist – Pick Up The Phone

Ein Klavier, dass mit jeder Taste eine kleine Tonbandschleife abspielt und somit jeden erdenklichen Sound wiedergeben kann… Seit der Erfindung der Digitaltechnik nichts Besonderes mehr, aber damals ein Traum! Wer das Mellotron nicht kennt, dem sei dieser Artikel ans Herz gelegt.

Natürlich ist es schon seltsam, dass gerade ein Vorreiter des Samplers in digitaler Form umgesetzt wird. Aber gerade der Sound von Tape (besonders von altem Tape!) ist ja sowieso gerade wieder in Mode … bei mir nie out gewesen. Genau das schreibt Arturia auch im Handbuch:

The Mellotron had a distinctive sound. It still has. It is often spoken of as the first sampler (which it kinda was), although of course nowadays it can’t compete with the modern samplers, strictly speaking.

Arturia

Und weil Arturia ja sowieso nur Klassiker der Synthesizer Geschichte in seiner V Collection vereint, darf das Mellotron von 1963 nicht fehlen. Ich selbst besitze nicht die komplette Collection. Mir haben es bisher nur der Arp2600, das Wurlitzer, Stage 73 und die Farfisa angetan … das Mellotron wird mit Sicherheit folgen 😉

Ist es nicht stattlich, ist es nicht wunder-wunderschön?

Wenn man das Plugin (oder die Standalone-Anwendung) startet, wird man wieder mit einer wunderschönen GUI begrüßt, die dem Original in nichts nachsteht. Das weiße Holz und die wenigen Regler machen sich gut auf dem Schreibtisch-Bildschirm. Logischerweise sind die Strawberry Fields Flöten Default-Preset beim ersten Öffnen … nice. Der Sound gefällt sofort.

Neben der Piano-Tastatur hat man noch einen Wahlschalter für A, B oder C und All. Hierbei handelt es sich um die drei Soundlayer. Das Mellotron V kann bis zu 3 Sounds (Samples) gleichzeitig abspielen die kann man entweder einzeln, relativ gemischt oder alle gleichzeitig abspielen. Der rote On/Off Button hat bei dieser Software-Version keine Funktion … würde ja auch keinen Sinn ergeben 😉 Ansonsten findet man hier einen Volume, Tone und Drehregler für die Tonhöhe.

Interessant wird es, wenn man den vertikalen Doppelpfeil oben rechts anklickt. Wenn man schon des öfteren ein Instrument der V Collection benutzt hat, dann weiß man, dass man hiermit irgendetwas öffnen oder die Ansicht erweitern kann. Im Fall des Mellotron sieht man dann unten die einzelnen Soundlayer und deren Anordnung auf der Tastatur. Auch hier kann man die Sounds mischen, genauso wie mit dem Drehregler auf dem Instrument.

Die drei Soundlayer…

Wenn man nun ganz rechts auf Edit klickt, gelangt man zu dem Sampler Fenster, in dem die Wellenformen der einzelnen Samples dargestellt sind. Das gab’s bei dem echten Mellotron natürlich nicht und gehört zu den Features, die Arturia dazu gebaut hat.

Hierbei handelt es sich um einen waschechten Sampler, nichts weltbewegendes, aber ausreichend. Man kann das Sample im Stereobild platzieren (Pan), die Lautstärke einstellen (Gain), stimmen, loopen und einen Envelope einstellen (ADSR). Außerdem kann man noch den abzuspielenden Bereich auswählen und natürlich den Loopbereich. Ebenso kann man das Sample noch stretchen, um bei einer Tonänderung die Abspielgeschwindigkeit stets beizubehalten … nice.

Der kleine Sampler…

Dieser Stretch Modus funktioniert allerdings nur mit eigenen Samples. Ja genau, man kann seine eigenen Samples ins Mellotron laden. Wie cool iss das denn? Ja ok, Sampler halt, ne? Nix besonderes eigentlich. Aber mit den verschiedenen Soundeffekten des Mellotron V kann man diesen dann durchaus einen netten Vintage-Charakter verleihen. Iss ja grad schwer in Mode…

Womit wir auch schon zu dem Bereich etwas oben kommen. Wenn man das Mellotron nämlich „geöffnet“ hat, zeigt es sich erst in ganzer Pracht. Man sieht hier rechts den Motor für die Tonbandloops, wie er gemächlich vor sich hindreht und noch einige zusätzliche Effekte.

Natürlich darf hier ein Flutter-Effekt nicht fehlen, weil die Tonbänder ja auch schonmal etwas verbraucht klingen könnten. Tape Saturation versteht sich von selbst. Der Mechanics Regler erhöht die Hintergrundgeräusche des Instruments (Der Motor der Tapeloops ist zu hören und die Tastengeräusche). Dann kann man noch den Noise Floor erhöhen und ein leckeres Hintergrundrauschen dazumischen. Das klingt alles recht gut!

Links gibt es dann noch einen Amplitude Envelope, eine Hüllkurve für die Lautstärke des gesamten Instruments (egal, welche Samples wie zusammen gespielt werden) … ein Master ADSR quasi.

Das aufgeklappte Mellotron mit den zusätzlichen Effekten

Und wenn das nicht schon genug wäre, hat Arturia außerdem noch eine Effektsektion eingebaut, zu erreichen über den FX Button oben rechts. Dann klappt sich unten ein Board auf, auf dem man bis zu 4 Bodentreter gleichzeitig platzieren kann (ähnlich wie auch schon beim Wurli oder Vox). Dann kann man noch einen Verstärker anschließen (Fender Twin Amp oder Rotary Speaker) UND einen von neun Reverbs dahinter schalten. Auch alles nichts Umwerfendes, klingt aber astrein in Verbindung mit dem Mellotron und sieht zudem noch nett aus.

Bodentreter!!

Natürlich gibt es wieder viele gute Presets, wie bei jedem Arturia Synthesizer. Es sollen sogar alle 65 originalen Tapes der vier Mellotron Modelle MKI/MKII/M300/M400 vorhanden sein. So einige habe ich erkannt, aber ich kenne nunmal nicht alle.

Ich besitze ansonsten kein Mellotron VST Plugin (ich habe des öfteren mal die Mellotron Sounds der Kontakt Factory Library benutzt) und kann deswegen nicht vergleichen, aber der Sound und die Benutzeroberfläche haben mich sofort verzaubert. Für mich ist klar, dass das Mellotron in meine Instrumentenauswahl gehört. Soviel kann ich nach ein paar Stunden des Testens mit der Demoversion schonmal sagen. Im Moment hat Arturia das Plugin zum halben Preis im Angebot (99,- Euro), später soll es dann 199,- Euro kosten.

Neben dem Mellotron hat die V Collection noch zwei weitere Synths dazubekommen. Einen Casio CZ Phase Distortion Synth aus den 80ern und die legendäre Silver Machine (Synthi AKS), die mir zumindest aus dem Pink Floyd Song „On The Run“ … dort ist der Synthi ab Sekunde 15 gut zu hören, bekannt ist.

Letzterer würde mich auch noch reizen. Eventuell teste ich den Synthi demnächst auch noch 😉