Wenn man sich die grafische Oberfläche des Kong Drum Designers anschaut, dann kommt einem sicherlich als erstes ein guter alter MPC in den Sinn. Das ist bestimmt beabsichtigt, aber der Kong kann etwas mehr als der Sampler aus vergangenen Tagen.

Genau wie die Hardware von damals haben wir hier 16 Pads für unterschiedliche Sounds. Diese Sounds können Samples, Multisamples, Synthsounds oder sonstwas sein. Kong stellt verschiedene Module zur Soundkreation bereit, aber anhand der Routing-Möglichkeiten des Kong können alle Klangerzeuger im Reason Rack eingesetzt werden. Somit ist der Kong fast genauso flexibel wie beispielsweise das Drum Rack in Bitwig … sieht aber cooler aus 😉

Zusätzlich zu den Klangerzeugern gibt es noch eine Auswahl an Effekten, die hinter jeden Drumsound und in den Master-Bus bzw. FX-Bus eingesetzt werden können. Aber auch hier kann man das Signal in andere Effekte außerhalb von Kong leiten und somit hat man eigentlich unendlich viele Möglichkeiten zum Kreieren von Sounds.

Wenn man wollte, könnte man die Effekte von Kong sogar für andere Instrumente nutzen, denn es besteht die Möglichkeit ein externes Audiosignal durch den Effekt-Bus zu leiten.

Aufbau

Wie gesagt, verfügt der Kong über 16 Pads und oben rechts daneben finden wir den Master Volume Regler. Darunter befinden sich die Pad Settings. Hier kann man zunächst mal so Standard-Dinge machen, wie einzelne Pads muten bzw. solo schalten, aber auch Pad-Gruppen (z.B. zum gegenseitigen Muten von Sounds) anlegen und verschiedene komplexere Einstellungen vornehmen.

Links oben neben den Pads ist zunächst einmal der Preset-Browser. Das Reason Rack verfügt über haufenweise Presets zu jedem Device, so natürlich auch für den Kong. Wenn ich hier auf das Ordner Symbol klicke, öffnet sich automatisch der Browser mit den Kong Presets.

Unter dem Preset-Browser finden wir das Pitch Bend und Mod Wheel – passend als Rädchen dargestellt, wie es auch auf nahezu jedem Midi-Keyboard links neben der Tastatur zu finden ist.

Wiederum etwas weiter unten sind dann die Einstellungen pro Pad. Auch hier gibt es einen Preset-Browser. Diesmal aber für jeweils nur ein Pad. Da jeder Sound aus diversen Samples, Synthkrams und Effekten bestehen kann, macht es schon Sinn hier eigene Presets anzulegen.

Neben dem Preset-Browser gibt es hier allerlei Einstellungen vorzunehmen. Zunächst einmal kann man hier die Tonhöhe (Pitch) und wie lange der Drumsound ausklingen soll (Decay) einstellen. Dann kann ich den Anteil, der an Effekte gesendet werden soll regulieren.

Zum einen steht hier der FX Bus zur Verfügung, zu dem wir gleich kommen und zusätzlich habe ich noch zwei AUX Ausgänge für externe Effekte. Wenn ich das Rack umdrehe, kann ich diese beiden Ausgänge sehen und mit anderen Effekten des Racks belegen.

Außerdem kann ich dann noch das Stereo-Panning und die Lautstärke des Pads einstellen und einen kleinen Tone Regler gibt es ebenfalls noch. Zu jeder Einstellungskategorie sieht man darunter immer eine kleine Lupe. Diese Lupe taucht noch des Öfteren im Kong auf. Wenn man darauf klickt gelangt man immer in den Quick Edit Mode, wo man die jeweilige Einstellung mal eben schnell für alle Pads übersichtlich einstellen kann.

Die Drum Module

Das Wichtigste beim Kong sind natürlich die Klangerzeuger. Diese können wir über den kleinen Pfeil links unten erreichen. Bei einem Klick, klappt sich unten die Erweiterung mit dem Drum Modulen und den Effekten auf.

Der Kong verfügt über insgesamt 9 eigene Drum Module:

  • NN-Nano Sampler (ein abgespeckter NN-XT Sampler)
  • Nurse Rex Loop Player (ein abgespeckter Dr. Octo Rex Loop Player)
  • Physical Bass Drum (Physical Modeling Synth)
  • Physical Snare Drum (Physical Modeling Synth)
  • Physical Tom Tom (Physical Modeling Synth)
  • Synth Bass Drum (Analog Modeling Synth)
  • Synth HiHat (Analog Modeling Synth)
  • Synth Snare (Analog Modeling Synth)
  • Synth Tom Tom (Analog Modeling Synth)

Auf den NN-Nano Sampler werde ich näher eingehen, wenn ich hier den NN-XT Sampler in einem eigenen Beitrag behandle, ebenso den Nurse Rex Loop Player. Diese beiden Sampler verfügen über mächtige Eigenschaften, die hier den Rahmen etwas sprengen würden.

Nur soviel: Der NN-Nano hat 4 Slots für die Hits 1 bis 4. Diese Hits haben wir auch schon in den Einstellungen rechts neben den Pads gesehen. Diese Besonderheit macht Sinn, wenn man Drumsounds benutzt, die unterschiedliche Eigenschaften haben. Z.B. Ein HiHat kann geschlossen, halb geschlossen, offen oder mit dem Fußpedal gespielt werden. Oder ein SnareDrum kann ganz normal angeschlagen werden, weiter außen oder auf dem Rahmen.

Man könnte jetzt ein NN-Nano nehmen, diese unterschiedlichen Hits in die davor gesehen Slots ziehen (auch als Multisamples!) und dann z.B. 4 Pads genau diesen NN-Nano zuweisen, aber jeweils einen anderen Hit im Menü unten rechts auswählen.

NN-Nano mit 3 verschiedenen „Hits“ …

Die Synthesizer Module machen genau das, was ihre Namen vermuten lassen. Mit den physikalischen Synths kann man annähernd realistische Akustikdrums erstellen und mit den analogen Synths halt klassische Drum Machine Sounds. Ich finde die synthetischen Klangerzeuger echt gut und es macht Spaß damit etwas herumzuspielen.

Die Effekte

Es gibt insgesamt 9 Effekte, die allesamt entweder als Insert Effekte hinter den Drum Modulen zur Verfügung stehen oder als Send Effekt im FX Bus. Zusätzlich gib es noch einen Master FX Slot am Ende der Kette. Durch die Master FX laufen alle Pads des Drumkits.

  • Compressor
  • Filter
  • Overdrive / Resonator
  • Parametric EQ
  • Rattler
  • Ring Modulator
  • Room Reverb
  • Tape Echo
  • Transient Shaper

Alle Effekte klingen wirklich gut. Besonders gut finde ich den Room Reverb, der natürlich am meisten Sinn im FX Bus macht. Der Rattler simuliert so ein wenig das Rasseln einer Snare Drum, kann aber auch mit anderen Drumsounds funktionieren.

Die beiden Insert Slots hinter den Drum Modulen verfügen zusätzlich über zwei weitere Effekte, die wesentlich den Sound der Drums beeinflussen können.

  • Noise
  • Tone

Fazit

Der Kong Drum Designer ist alt … richtig alt. Wenn ich mich nicht irre, hat Propellerhead ihn damals mit der Reason Version 5 eingeführt. Das war 2010 … vor über 10 Jahren. Aber das Instrument hat nichts von seinem Charme verloren. Es gibt alles, was man zum Erstellen von Drums benötigt. Er ist vielleicht nicht ganz so flexibel, wie moderne Instrumente dieser Art, aber es macht einfach Spaß mit den Modulen und Effekten zu experimentieren.

Auch das User Interface gefällt mir, besonders die synthetischen Drum Module sind wirklich gelungen. Soundtechnisch bleibt eigentlich kein Wunsch offen. Auch wenn man Kong mit etwas Geduld oder einer umfangreichen Samplesammlung akustischer Drum-Multisamples klingen lassen kann, wie ein akustisches Drumkit, hat das Rack hierfür bessere Devices parat (z.B. die Reason Drum Kits). Ich finde Kong besonders spaßig für Percussions aus Found Sounds. Aber selbst wenn man keine Lust hat sich großartig eigene Drums zu basteln, wird man in der umfangreichen Preset-Sammlung sicherlich fündig…