Ich habe hier vor kurzem schonmal etwas zu der V-Collection von Arturia geschrieben. Und immer wenn der französischen Soft- und Hardware Anbieter ein Update dieser Software Sammlung ankündigt, darf man schonmal nervös werden. Auch wenn man sich geschworen hat keine weiteren Instrumente auf seinem Rechner zu installieren, kann man bei einer neuen Version dieser großartigen Synth-Sammlung schnell mal schwach werden.
Denn immer wenn die Versionsnummer um eins erhöht wird, kann man sich sicher sein, dass wenigstens ein oder zwei Klassiker der Musikgeschichte neu hinzugekommen sind. Auch dieses mal greift Arturia wieder ganz tief in die Kultgerätekiste. Gleich vier Hardwareträume in virtueller Softwareform sind dazugekommen:
- der Fairlight CMI
- der Yamaha DX7
- der Buchla
- und ein Clavinet
Wow, das treibt einem schon die Schweissperlen auf die Stirn. Normalerweise kostet die komplette Sammlung knapp 500 Taler. Zur Einführung bekommt man alles im Moment für knapp 400 und das Update kostet knapp 200 Euro, glaube ich. Ich besitze leider nicht die ganze Collection, sondern nur einige einzelne Instrumente. Aber ich denke wenn demnächst mal wieder ein günstiger Preis angeboten wird, schlage ich zu 😉 Aber das ist ein anderes Thema. Hier geht es jetzt erstmal um die neuen Leckerbissen.
Der erste und gleichzeitig teuerste digitale Sampler aller Zeiten
Der CMI V ist die Software Emulation des berühmten Fairlight CMI. Peter Vogel und Kim Ryrie haben sich vor genau 42 Jahren, nämlich 1975 an die Arbeit gemacht, einen digitalen Synthesizer zu bauen, der Sampling und additive Synthese verband (ähnlich wie auch das Synclavier). 1979 war das Monstrum fertig entwickelt und konnte für schlappe 25.000 US Dollar erworben werden. Ein unglaublicher Preis, wenn man bedenkt, dass heute jede DAW mit solch einer Technologie daher kommt und man damit mittlerweile niemanden mehr vom Ofen weglocken könnte.
Aber zu der Zeit war die Synthese auf Basis von Samples etwas ganz besonderes. Denn nun war es möglich echte Instrumente ziemlich realistisch nachzubilden. Außerdem war der Fairlight CMI nicht einfach nur ein Sampler oder Synthesizer, er war eine komplette Workstation, mit Mixer und Sequenzer.
Die Emulation von Arturia bietet all das ebenfalls in seiner Softwareversion. Allein der Anblick der GUI macht einfach Spaß. Ein Mausklick auf den Monitor oder das SCR Kürzel oben rechts öffnet das Herzstück des CMI.
Im Soundbereich gibt es drei verschiedene Modi, den Sampler, den Time Synth und den Spectral Synth. Der Sampler bietet obligatorische Sampler Funktionen. Man kann den Start und das Ende des Samples einstellen, den Loop-Bereich, Filter, Volume Envelope, Vibrato…und natürlich Bit- und Samplerate. Insgesamt gibt es 10 Slots, d.h. ich kann 10 verschiedene Samples bzw. Synthsounds layern.
Man kann komfortabel jeden Parameter einem Teil seines Midi Controllers zuordnen, oder einer Funktion wie beispielsweise einem Envelope oder LFO. Diese Kurven kann man selbst einzeichnen, was schon einiges an Möglichkeiten darstellt.
Zusammen mit dem CMI V wird eine kleine Bibliothek an Samples mitgeliefert, die man über den eingebauten Browser auswählen kann. Besonders nett finde ich das Datum der Files im Dateisystem (80er Jahre). Es ist aber auch möglich eigene Samples zu importieren. Diese können mithilfe des Explorers / Finders komfortabel auf einen gewünschten Slot gezogen werden.
Der Sequenzer des CMI V ist ebenfalls ganz brauchbar. Man kann verschiedene Patterns anlegen und es ist sogar möglich Polyrhythmen zu bauen, weil die Länge jedes Kanals individuell verändert werden kann.
Ich kann hier jetzt nicht alle Funktionen im Detail beschreiben, aber Arturia hat eine wirklich gut gemachte Tutorialreihe zu ihrem CMI online gestellt, die man sich anschauen sollte, wenn man denn mehr erfahren will.
Ich persönlich mag den CMI V. Es stellt sich natürlich die Frage, ob man soviel Geld für einen weiteren Sampler ausgeben will, da es sicherlich mächtigere Lösungen auf dem Markt gibt. Aber es geht hier auch um ein wenig Geschichte. Arturia hat einen guten Job gemacht das Flair des ersten Hardware-Samplers einzufangen und das Instrument ganz subtil um zeitgemässe Funktionen erweitert.
Btw: Wenn man auf der Qwerty Tastatur im Hauptbild mit der Maus ARTURIA eintippt, wird’s lustig 🙂
Der erste und erfolgreichste FM Synthesizer
1983 hat der Yamaha DX7 das Licht der Welt erblickt und wurde danach zum meistverkauften FM Synthesizer weltweit. FM Synthese ist – ganz simpel erklärt – das gegenseitige Modulieren verschiedener Oszillatoren. Der DX7 beinhaltet 6 solcher Oszillatoren. Man kann sich vorstellen, dass man hiermit recht komplexe Schaltungen bauen kann.
Der DX7 oder FM Synthesizer im allgemeinen sind bekannt für ihre kristallklaren E-Piano ähnlichen Sounds oder ihre perkussiven Bassklänge. Diese Sounds haben die Poplandschaft der 80er geprägt. Mir persönlich gefallen diese Sounds nicht besonders. Für mich fehlt es ihnen an Charakter … aber das ist natürlich Geschmacksache.
Die Arturia Version hat natürlich wieder ganze Arbeit geleistet das Original zu emulieren und auch hier wieder einige Features hinzugefügt, damit der Softsynth auch heutzutage brauchbar bleibt. Beispielsweise verfügte der originale DX7 nur über Sinuswellen Oszillatoren. Der DX7 V kann noch einige andere Wellenformen.
Ziemlich schön finde ich die Modulationsmöglichkeiten, die in einer netter Modulationsmatrix einzustellen sind, und die endlosen Möglichkeiten mit eigenen Envelopes.
Wie bereits erwähnt bin ich kein großer Fan der FM Synthese und daher habe ich auf die Demo des DX7 V nur einen kurzen Blick geworfen. Für alle, die etwas mehr erfahren wollen kann ich auch hier wieder die offiziellen Tutorial Videos von Arturia empfehlen.
Der Synthesizer, der eigentlich keiner sein wollte
Don Buchla wollte immer anders sein. Er nannte seine Instrumente nicht Synthesizer, weil er sich von vorhandenen Instrumenten aus diesem Bereich abheben wollte. Aus diesem Grund hat er seinen Synths auch keine übliche Piano-Tastatur verpasst, sondern eine Art Kontaktplatte.
Der kalifornische Instrumentenbauer hat sich ebenfalls nicht an die üblichen Namen der verschiedenen Komponenten seiner Instrumente gehalten. Sein Low Pass Filter war ein Gate und sein Sequenzer taufte er beispielsweise Multiple Arbitrary Function Generator (oder MARF). Allerdings muss man dazu sagen, dass diese Komponenten auch etwas anders funktionierten als die seiner Konkurrenz.
Der Buchla Easel war ein kompakter Synthesizer im Koffer, der äußerst portabel war. Don Buchla hat ihn Anfang der 70er gebaut, aber es gab nur sehr wenig Exemplare. 40 Jahre später hat Buchla Electronic Musical Instruments des Kultteil neu aufgelegt und für schlappe 5.000 Dollar kann man ihn jetzt erwerben.
Dank Arturia kann man nun für viel weniger Geld in den Genuss dieses gefragten Synthesizers kommen. Natürlich ist die Software-Variante grundsätzlich nicht mit der Hardware zu vergleichen, aber man kann zumindest nahe an die Sounds des originalen Buchla Easel herankommen.
Logischerweise hat Arturia das Originaldesign noch etwas aufgebohrt und einiges erweitert. Diverse Modulationsmöglichkeiten, Effekte und Polyphonie sind hinzu gekommen.
Ich muss zugeben, dass ich mich zuvor niemals mit einem Buchla Synthesizer beschäftigt habe. Ich werde in den nächsten Tagen noch ein wenig mit der Demoversion spielen, aber schon anhand der Presets kann ich sagen, dass ich den Sound mag. Um mehr zu erfahren haben die französischen Tüftler wieder eine kleine Tutorialserie online gestellt. Allerdings gefällt mir das Tutorial von loopop viel besser:
Ein weiteres Instrument aus den 60ern
Das Clavinet war in den 60ern als eine Art elektrisches Spinett geplant. Ein paar Jahre später prägte es den Sound des Soul und Funk. Das Vorbild für das Clavinet V von Arturia ist das D6 von Hohner. Ähnlich wie das Fender Rhodes oder das Wurlitzer ist es aus der Musik der 70er Jahre nicht wegzudenken.
Genau wie die anderen Klassiker aus diesem Genre gibt es auch hier einen kleinen Verstärker (der ohne Frage ein Fender sein soll) und diverse Bodentreter Effekte. Mir gefiel das Design schon bei dem Wurlitzer und dem Mark 1.
Wenn man oben rechts den Doppelpfeil anklickt, öffnet sich die Klappe des Clavinet und man kann noch weitere Einstellungen vornehmen, wie das Tuning und die Dynamik zu ändern, Geräusche der Hämmer und Tasten einstellen und diverse harmonische Presets auswählen. Besonders gut gefällt mir der Mute Regler ganz rechts am Instrument. Damit lässt sich die Dämpfung der im Gerät verbauten Saite einstellen. Es sind zwei virtuelleTonabnehmer vorhanden und man kann links am Instrument zwischen ihnen hin- und her schalten, wie man es auch von einer elektrischen Gitarre kennt.
Viel mehr gibt es zum Clavinet V eigentlich nicht zu sagen. Es klingt halt super und landet prompt bei mir auf der Wunschliste 😉
Fazit
Alles in allem ist die neue Version in meinen Augen ein gutes Update. Allein das CMI V und das Clavinet V machen die Collection mehr als verlockend. Außerdem wurde auch das Analog Lab aktualisiert und das V Piano wurde ebenfalls überarbeitet. Ich bräuchte eigentlich nicht diese Fülle an virtuellen Instrumenten, aber die elektrischen Pianos, die Orgeln, der Arp 2600 und das Fairlight CMI haben es mir echt angetan. Während ich schon einige Instrumente der Reihe besitze wäre es echt zu teuer drei weitere dazu zu kaufen. Ich warte auf das nächste Sonderangebot der kompletten Sammlung 🙂
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