Heutezutage werden Instrumente meistens mit einem oder mehreren Mikrofonen direkt davor aufgenommen. Oder aber es wird gleich ein virtuelles Instrument in der DAW genutzt. Der Vorteil: Man benötigt kein Studio mit tollem Raumklang für die Aufnahmen. Ich kann meine akustische Gitarre im Schlafzimmer aufzeichnen. Der Nachteil: Die Instrumente klingen fad, es fehlt die Tiefe – der Raum eben.

Hier kommt dann die digitale Trickkiste ins Spiel. Früher gab es noch keine Nullen und Einsen, da musste man sich mit anderen Tricks behelfen. Man nahm eine Metallfeder (Spring Reverb), eine Metallplatte (Plate Reverb) oder stellte einen Lautsprecher und ein Mikrofon in einen geeigneten Raum und nahm dessen Raumklang auf (Reverb Chamber).

Dank der Digitaltechnik haben sich heute drei weitere Möglichkeiten dazu gesellt. Zum Einen der kalte, mathematische Algorithmus (Algorithmic Reverb), dann Physical Modeling und das Sampling (Convolution Reverb), welches ähnlich funktioniert wie die Reverb Chamber, nur dass mithilfe eines akustischen Impulses der Raumklang eingefangen wird (Impulse Response IR) und später dann auf ein akustisches Signal angewendet werden kann – klingt aber jetzt einfacher, als es tatsächlich ist.

Aber wir wollen ja keinen Reverb programmieren, sondern nur anwenden und da funktionieren alle Varianten in digitaler Form recht ähnlich. So auch der Perfect Room von Denise.

Perfect Room ist ein algorithmischer Reverb, der aber angeblich etwas anders funktioniert als herkömmliche Raumklang Algorithmen. Während diese die Illusion eines Halls mithilfe von kurzen Delays erzeugen, verwendet Perfect Room seine eigens entwickelte TXVerb Technologie. Damit soll Perfect Room weniger metallisch klingen als seine Kollegen und kreativer einsetzbar sein.

Das Plugin

Auf den ersten Blick hat das Plugin nicht allzu viel zu bieten. Es sieht recht simpel aus und hat ein paar Regler, die man zumeist an allen gängigen Reverb-Effekten findet:

  • Input und Output Gain
  • Mix-Regler (Dry <-> Wet)
  • EQ in Form von einem High Pass – und einem Low Pass Filter
  • Pre-Delay
  • Tail – regelt die Länge des Reverbs
  • Width – regelt die Stereo-Breite des Wet-Signals

Den größten Teil des GUIs nimmt die Anzeige des Frequenz Spektrums in der Mitte des Plugins ein. Im Hintergrund (grau) sieht man die Frequenzen des Quellmaterials und im Vordergrund (pink) die Frequenzen des Wet-Signals.

Oben links kann man die Form des Reverb-Tail Decays einstellen (Natural, Triangle und Square) und daneben kann man sich eines von fünf Raumcharakteristika auswählen. Auf der rechten Seite kann man dann noch mit dem Flip-Schalter den Reverb Tail umkehren (wie man es eher von Convolution Reverbs kennt) und außerdem kann man mit dem Split-Schalter ein Mono-Signal in ein Stereo-Signal umwandeln.

Zusätzlich hat man die Möglichkeit einen Shimmer Effekt, Detune Effekt oder einen Ducker dazuzumischen. Im Grunde alles recht normale Parameter für einen Reverb.

Der Sound

Was Perfect Room allerdings herausragend macht, ist der Sound. Es klingt einfach, als würde man in einem Raum sitzen mit seinem Instrument. Und genau das ist der Sinn eines Room Reverbs! Ich habe schon viele Reverbs getestet – längst nicht alle – aber schon einige. Ich musste immer eine Zeit lang mit den Einstellungen spielen, bis mir der Sound irgendwann gut gefiel.

Die besten Ergebnisse für einen Raumklang konnte ich immer mit Convolution Reverbs erzielen. Aber diese Plugins sind meistens sehr rechenintensiv. Aber nicht Perfect Room. Das Plugin nutzt Algorithmen und belastet den Computer nicht wirklich stark.

Wenn ich meine akustische Gitarre aufnehme, mache ich das entweder im Schlafzimmer mit einem Tascam Mobilrecorder oder vor dem Schreibtisch mit einem Rode Mikrofon. Die Räume sind nicht die besten Aufnahme-Umgebungen und die Gitarre klingt so naja … Wenn ich den Sound aber durch das Perfect Room Reverb schicke und einen hellen Raum (Bright) auswähle, ein wenig Shimmer dazu mische, das Signal mithilfe des Plugins splitte und den Reverb-Tail auf eine Länge von knapp zwei Sekunden einstelle, klingt das genauso wie ich es haben will.

Genauso verhält es sich mit einer kleinen Percussion Loop aus den offiziellen Bitwig Packs. Wenn ich Perfect Room dezent dazumische, fühlt es sich so an, als würde der Percussionist mir gegenüber sitzen.

Und auch ein kleiner elektronischer Beat profitiert vom Raumklang des Perfect Room.

Fazit

Ich kann hier noch soviel labern, wie ich will. Jeder sollte das Plugin mit seinen Sounds ausprobieren. Ich wollte hier nur kurz festhalten, dass ich meinen perfekten, digitalen, emulierten Raumklang in Perfect Room gefunden habe.

Die grafische Oberfläche der Denise Plugins sind nicht jedermanns Sache, aber das ist in diesem Fall wirklich Nebensache. Das Teil kommt auf einen Send-Kanal, wird eingestellt und das war’s. Nichtsdestotrotz ist das Plugin einfach zu bedienen, leicht verständlich und bietet trotzdem noch genug Einstellmöglichkeiten und Spielraum für kreative Einsätze.

Es kostet derzeit unter 50 Euro und ist in meinen Augen einfach ein Schnäppchen…