Presonus‘ Studio One ist aktuell in der Version 5.1. Die DAW gibt es jetzt etwas über zehn Jahre und seit dem letzten Sommer sind auch sie zusätzlich auf den Subscription-Zug aufgesprungen. Presonus Sphere schimpft sich das Modell und man bekommt das komplette Softwareprogramm von Presonus für knappe 15 Dollar im Monat. Kein schlechtes Angebot.

In meinen Augen ist Studio One die beste Allround-DAW, ähnlich wie Logic Pro, aber eben nicht nur auf’s Apple OS beschränkt. Studio One besitzt einen hervorragenden Sequenzer mit ausgezeichneten Möglichkeiten seine Midi- und Audiodaten zu bearbeiten. Die DAW hat eine große und brauchbare Sammlung an Effekten und hilfreichen Tools und es gibt eine nette Bibliothek an Instrumenten und Sounds.

Ich habe von 2011 bis 2015 fast ausschließlich Studio One benutzt und auch in den letzten 6 Monaten wieder vermehrt. Nach all dem Fremdgehen der letzten Jahre, sieht es wohl so aus, dass es mich immer wieder zu S1 zurückzieht … und das könnte folgende Gründe haben:

1. Audiobearbeitung

Die Bearbeitung von Audiomaterial in S1 funktioniert recht intuitiv. Schneiden, Stretchen, Faden und Zusammenfügen bereitet absolut keine Probleme. Ähnlich wie auch in Bitwig gibt es den Inspektor (ganz links), der für jeden Audioclip die wichtigsten Einstellungen anzeigt.

Stretching (Bending) Audio

Besonders hilfreich finde ich, dass der Cursor automatisch die Transienten ansteuert, wenn man in der Nähe ist oder man springt von Transiente zu Transiente mit der TAB-Taste. Seit der Version 5 gibt es außerdem die Lautstärkekurve für jeden Audioclip, die eine Automationskurve pro Clip darstellt und die schnelles Anpassen von Audiospitzen oder auch kreative Effekte schnell umsetzen kann. Man muss halt nicht die Track-Automation hierzu heranziehen.

Am besten finde ich die unkomplizierte Art, wie man Audioclips rendern kann, entweder direkt im Track inklusive der Effekte oder auch ohne die Effekte einzubeziehen. Oder man bounced schnell auf einen neuen Track. Man kann einen Clip auch ganz schnell per Rechtsklick rendern und direkt in eine Datei speichern … Das funktioniert alles absolut problemlos.

2. Die Sampler

Ich muss zugeben, dass ich die Sampler in S1 persönlich selten nutze, aber ich finde dass diese seit der Version 4 richtig gut geworden sind … allerdings nur alle zusammen, und auch nur, wenn man die Editor-Erweiterung für Presence XT hat.

Sample One XT

Sample One XT ist der Go-To-Sampler. Er hat alle Funktionen, die man sich für einen Sampler wünscht. Das GUI ist übersichtlich und ansprechend. Er kann sogar direkt samplen – auch mit Gate, d.h. One Shot Samples kann man mal eben schnell recorden. Er kann Multisamples, allerdings kann man die Samples nicht anhand der Anschlagstärke triggern.

Der Impact XT ist ein klassischer Sampler für alle Arten von Drums und Percussions. Er ist im Stil eines guten alten Akai MPC aufgebaut und ist recht mächtig.

Impact XT

Jedes Pad kann kann mehrere Samples enthalten, die man dann entweder anhand der Anschlagstärke triggern kann, oder zufällig. Eine weitere Option ist das klassische Round Robin, bei dem die Samples eines Pads nacheinander getriggert werden und zu guter Letzt könnte man auch alle Samples gleichzeitig triggern. Genau wie beim Sample One XT kann man die Samples auch stretchen. Loopen geht hier natürlich auch. Im Grunde ein perfekter Drumsampler.

Bleibt noch der Presence XT, der eigentlich nur ein Rompler ist. Studio One kommt mit einer riesigen Sammlung an gesampleten Instrumenten, vergleichbar mit der Kontakt Factory Library von Native Instruments. Wenn man allerdings den Editor dazukauft (oder wenn man Presonus Sphere hat), dann kann man den Sampler für eigene Sachen nutzen.

Presence XT

Presence XT ist mit Kontakt vergleichbar … allerdings nicht ganz so mächtig. Man hat auch die Möglichkeit Multisamples in verschiedene Zonen aufzuteilen und Skripte zu schreiben.

Wenn man alle drei Sampler zusammen nimmt, bietet S1 eine perfekte Umgebung für jede Sampling-Situation. Es fehlt vielleicht noch etwas zum Granular-Sampling, wie es der hervorragende Sampler von Bitwig bietet.

3. Step Sequenzer

Seit der Version 4 hat S1 neben den Midi-Clips zum Eingeben und Editieren von Instrumentenparts die sogenannten Patterns. Patterns werden im Step Sequenzer bearbeitet.

Dieser Sequenzer ist super. Er vereinfacht das Programmieren von Rhythmen enorm und bietet viele Möglichkeiten die Patterns interessanter zu machen. Die einzelnen Lanes des Patterns können unterschiedlich lang sein, die Wahrscheinlichkeit des Triggerns eines Schlages kann man beliebig bestimmen und man kann einen Schlag wiederholen bis hin zu Glitchsounds.

3. Effekte

S1 kommt mit allen Effekten, die man so braucht. Es bleiben im Grunde keine Wünsche offen. Es ist alles zum Mischen vorhanden und bietet außerdem reichlich Effekte zum kreativ werden.

Effekte…

Besonders hervorheben möchte ich den Convolution Reverb, sowie den IR-Maker, mit dem man sich eigene Impulse Responses für den Convolution Reverb anfertigen könnte. Außerdem gibt es eine komplette Amp- und Effektmodeling Umgebung für Gitarristen (die man aber nicht nur für die Gitarre nutzen kann) und viele Tools zur Analyse.

4. Event Effekte

Es kommt bei mir oft vor, dass ich bei einer Audioaufnahme nur einen kleinen Teil mit einem speziellen Effekt versehen will. Ich hasse es, wenn ich dann einen Automationstrack anlegen muss und dort dann den Bypass für die meiste Zeit auf „Off“ automatisieren muss.

Kurzum: Ich liebe Effekte speziell für einzelne Events! Einfach im Inspektor Event Effects aktivieren und gewünschte Effekte einfügen. Einfacher geht es nicht.

5. Chord-Track

Ebenfalls seit der Version 4 hat S1 einen Chord-Track. Dieser Track funktioniert ähnlich wie der Arranger-Track, zumindest optisch. Falls man mal absolut keine Idee für eine Akkordfolge hat, dann könnte man einfach einen Akkord in ein Midi-Event eingeben und mit dem Chord-Track herumprobieren. Die Akkorde werden anhand der Vorgabe im Chord-Track geändert.

Und das funktioniert auch bei Audiomaterial, zumindest in den meisten Fällen. Wenn ich eine Gitarrenspur mit einer Akkordfolge habe, kann ich diese mithilfe des Chord-Tracks tatsächlich ändern! Das klingt noch nicht mal übel. Auf jeden Fall ist es eine hervorragende Möglichkeit bestehende Songideen nochmal zu überdenken und mit anderen Akkordfolgen herumzuexperimentieren.

6. Mastering direkt in der DAW

Mit Studio One kann man komplette Projekte anlegen und sein Album vom Songwriting bis zum Mastering bearbeiten. Das ist fantastisch. Der Vorteil: Wenn ich in einer anderen DAW meine Songs fertig bearbeitet habe, dann exportiere ich die Mixes als WAV-Dateien und importiere sie in meine Mastering Software.

Falls ich dort dann merke, dass irgendwas in dem Mix nochmal geändert werden muss, dann muss ich wieder in die DAW, die Änderung durchführen, Den Mix exportieren und wieder in die Mastering App importieren. Viel zu anstrengend. Mit S1 kann ich während des Masterings jederzeit einen Song wieder öffnen und den Mix bearbeiten … alles in einer Software.

Fazit

Ich will hier sicherlich keine Werbung für Studio One machen. Ich arbeite seit vielen Jahren mit verschiedenster Musiksoftware und die Dinge, die ich hier aufgezählt habe, sind Features die mich persönlich in S1 überzeugt haben. Keine DAW ist perfekt und keine DAW funktioniert für jeden gleich gut. Ich finde, Studio One geht bisher einen verdammt guten Mittelweg.