Ich bin mir sicher, dass aus musikalischer Sicht die besten Werke meiner Recording Projekte vor ca. 15 Jahren entstanden sind. Damals hat man die vorhandenen Einschränkungen noch verteufelt … „Wenn ich ein paar bessere Mikrofone hätte, dann …„, „Mit der und der Recording Software, hätten wir viel mehr Möglichkeiten.“ oder „Mit ’nem richtig guten Röhrenverstärker würde die Gitarre viel geiler klingen…„
Zeit ist ein weiterer Faktor … wenn ich für ein Projekt oder eine spezielle Aufgabe vier Wochen Zeit habe, dann werden die wichtigsten Entscheidungen und der größte Haufen Arbeit in den letzten Tagen getroffen bzw. erledigt. Es funktioniert nunmal unter Zeitdruck – innerhalb konkreter Grenzen – etwas besser, so geht es wohl den meisten Menschen.
Genauso verhält es sich mit Equipment und Software. Heute habe ich mehrere DAWs verfügbar, diese enthalten mehrere Synthesizer und Sampler, unzählige Effekte. Mittlerweile besitzt man auch einige Mikrofone mehr, haufenweise Gitarren-Verstärker Emulationen und zahlreiche Sample Bibliotheken. Macht das die Musik besser? Auf keinen Fall – sie klingt vielleicht besser, rein soundtechnisch – aber musikalisch nicht. In vielen Fällen sogar ganz im Gegenteil würde ich sagen.
All diese Werkzeuge und Möglichkeiten paralysieren mich eher. Das berühmte Paradox of Choice schlägt hier voll zu. Mehr ist nicht mehr, sondern eher weniger. Heute besitze ich die Hardware und Software, nahezu alles was ich damals unbedingt wollte. Trotzdem denke ich nicht, dass meine Musik sich aufgrund dessen verbessert hat.
Da ich mir seit einigen Monaten bewusst bin, versuche ich mich möglichst immer irgendwie einzuschränken. Diese Grenzen sind natürlich künstlich, ich muss sie mir selbst auferlegen. Ich setze mir meist ein Zeitlimit für einen Track oder einen Teil des Tracks und ich begrenze meine Werkzeuge z.B. nur auf diese, die in einer DAW vorhanden sind (obwohl diese auch immer mehr werden…).
Das Zeitlimit hilft mir mich fokussiert auf eine Sache zu konzentrieren. Kein stundenlanges Sound Design mehr und die Einschränkung der Software verhindert die Entscheidungsparalyse.
Einschränkungen lassen die Kreativität aufblühen. Sie helfen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und eine Lösung zu finden. Die besten Ideen werden nunmal aus der Not heraus geboren und nicht im Überfluss. Manchmal besitzt man bereits diese Einschränkungen und anstatt sich darüber zu beschweren, sollte man sie nutzen. Manchmal aber muss man sich künstliche Grenzen setzen. Immer wenn man irgendwo nicht weiterkommt, hilft die Einschränkung…
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