Seit ein paar Tagen kursiert das Ankündigungsvideo von Bitwig 2.3 im Netz herum. Ende Februar wird es dieses Update geben und es gibt einiges an wichtigen Neuerungen. Bisher wurden bei .x Updates immer neue Devices hinzugefügt, entweder Effekte oder Modulatoren, aber ein neuer Synthesizer ist natürlich schon eine Überraschung. Außerdem gibt es viele kleinere aber wichtige Punkte, die man des öfteren in der Community bemängelt hat und die jetzt ausgebügelt wurden.

Die vergrößerte Darstellung der Waveformen ist großartig.

Phase-4

Ein neuer Synthesizer! Sieht auf den ersten Blick kompliziert aus, ist er aber gar nicht unbedingt. Man hat vier Oszillatoren, denen man verschiedene Waveformen zuweisen kann und dessen Waveformen man auf verschiedenste Art und Weise verbiegen kann (Phase, Formants, Ratio, Frequency Offset, …). Damit kann man schon nette Sachen veranstalten. Natürlich können die Oszillatoren sich gegenseitig modulieren und man kann auch einstellen, wie hoch der Einfluß der einzelnen Oszillatoren pro Oszillator ist … falls das Sinn macht 😉

Es gibt noch ein X/Y Pad, auf dem man Die Form (Shape) der Waveformen und die Modulation schön verstellen kann – entweder für jeden einzelnen Oszillator oder alle zusammen (relativ zueinander). Natürlich gibt es noch einen Filter (plus Drive Regler) und Volume- und Filter-ADSR.

Ich bin kein Synthesizer Experte, aber für mich ist das so ein Zwischending aus Polysynth und FM-4, mit dem man sicherlich interessante Sounds bauen kann. Die Presets klingen auf jeden Fall sehr vielversprechend.

Große Graphen!

Bitwig zeigt seine Devices, ähnlich wie Ableton oder auch Renoise in einem speziellen unteren Bereich der DAW. Dieser Device-Bereich ist fix, was die Größe angeht. Daher ist es manchmal etwas fummelig, wenn man im Sampler oder auch in Effekten wie dem EQ etwas genau einstellen will (z.B. den Anfang eines Samples im Sampler). Dieses Problem wurde oft angesprochen und Bitwig hat nun darauf reagiert.

kein Gefummel mehr an Samples

Alle Synthesizer (außer die Drum-Synths), der Sampler, der EQ-5, die Resonator-Bank und der Spectrum-Analyzer  haben nun ein großes Display bekommen. Für mich persönlich liegt der Vorteil aber nicht in der größeren Darstellung, sondern an der Anzeige der Waveformen der einzelnen Synthesizer / Oszillatoren. Das ist wirklich hilfreich um zu sehen was da genau passiert. Auch die Darstellung der Filter EGs und Amp EGs in den Synths mag ich sehr. Besonders, dass man hier auch direkt die einzelnen Parameter einstellen kann.

Hier kann man wunderbar sehen, wie der Sound sich verhält

Des weiteren ist es möglich die großen Displays zu lösen. Das Fenster kann verschoben werden, z.B. auf einen anderen Bildschirm. Die Größe kann dann verändert werden – genauso wie man es von dem GUI eines VST-Plugins kennt. Nice.

Voice Stacking

Wenn man die Anzeige der verschiedenen Synths vergrößert – wie eben beschrieben – hat man am unteren Rand des Fensters die Einstellungen für’s Voice Stacking. Man kann dort die Anzahl der Stimmen des Instruments und die Anzahl der Ebenen einstellen.

Wenn man eine Ebene hinzufügt muss man sich das so vorstellen, als würde man bei einem Sampler für eine Note ein weiteres Sample auf diese Note packen und beide Samples übereinander für den kompletten Velocity-Bereich bestehen lassen. Wenn man jetzt diese Note spielt, hört man dasselbe Sample, nur etwas lauter, weil es quasi doppelt gespielt wird – nicht wirklich interessant.

Jede Ebene des Instruments kann individuell verändert werden.

Wenn ich nun aber auf eine dieser Stacking-Ebenen klicke, erscheinen alle Regler und Werte des Instruments, die ich nun verändern könnte, in grün … ein Paradies, welches die Nutzer der vielen Modulatoren in Bitwig bereits kennen. Somit kann ich verschiedene Ebenen anlegen und die ursprüngliche Ebene immer etwas mehr verändern. Die Sounddesign-Möglichkeiten sind endlos. Ich bin mir sicher, dass man das auch anders realisieren könnte – mit einen Instrument-Layer Device beispielsweise – aber das wäre etwas mehr Fummelei.

Neue Time Stretching Algorithmen

Ein weiterer Punkt, den viele bemängelt hatten, waren die Qualität der Time-Stretching Algorithmen in Bitwig Studio 2. Das Entwicklerteam hat reagiert und nun die Algorithmen Elastique der Firma Zplane eingebaut. Außerdem gibt es jetzt etwas mehr Optionen in der Auswahl der Algorithmen, je nachdem welche Art von Audio-Material gestretched werden soll.

Es gibt nun mehr Optionen bei der Auswahl des geeigneten Time-Stretching Algorithmus

Ich habe Time-Stretching bisher nur minimal eingesetzt und war deswegen mit dem bisherigen Algorithmus recht zufrieden. Es ist aber gut zu wissen, dass man in diesem Bereich nun die besten Algorithmen einsetzen kann 😉 Schön wäre es nur gewesen, wenn der Sampler ein wenig aufgewertet worden wäre und nun auch Time-Stretching unterstützt … tut er aber in diesem Update nicht.

Instrument- und Effect-Selector

Ein weiteres Feature, dass jetzt neu dazu gekommen ist – besser gesagt zwei Devices – sind die Selector Devices, einmal für Effekte und einmal für Instrumente. Eigentlich sind das nur zwei Container, die verschiedene andere Devices beinhalten können und es kann davon immer nur ein ausgewählt sein.

Für mich persönlich macht das keinen Sinn, zumindest wüßte ich nicht wofür ich das benutzen sollte. Ich denke aber, wenn jemand Bitwig Studio live einsetzt kann das ganz hilfreich sein, wenn er mit einem Klick zwischen verschiedenen Effekten oder Instrumenten hin- und herschalten kann.

Sonst noch etwas?

Es wurden noch einige kleinere und speziellere Sachen gefixed und verbessert.  Achja, man kann jetzt auch innerhalb eines Songs die Taktart ändern, was sich ebenfalls vielfach innerhalb der Community gewünscht wurde. Das GUI wurde hier und da verbessert, aber nur Kleinigkeiten … ich kann jetzt gar nicht überall sagen wo und was, aber im Gesamtbild sieht Bitwig jetzt noch besser aus 😉

Für ein .x Update ist das schon einiges was die Entwickler hier reingepackt haben und Bitwig ist und bleibt definitiv konkurrenzfähig. An den Veränderungen kann man sehen, dass Bitwig in erster Linie auf den Elektronikmusiker abzielt und außerdem für den Live-Einsatz brauchbar ist. Einige Features, wie z.B. ein Tempo-Mapping oder das oft geforderte Comping gibt es leider noch nicht.

Aber Bitwig ist erst in Version 2 und ich denke spätestens ab der Version 3 werden wieder jede Menge Wünsche erfüllt worden sein. Mein eigener Update-Plan sollte dieses 2.3er Update noch beinhalten – er läuft Anfang März aus. Daher freue ich mich auf dieses kostenlose Upgrade und werde in Zukunft auch weiter mit Bitwig arbeiten, auch wenn ich nicht wirklich zu der Zielgruppe gehöre 😉

Vielen Dank und weiter so…